Volltext: Das höfische Leben zur Zeit der Minnesinger (Bd. 2)

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Verbrennen. 
König Eldred von England sogar die gefangenen dänischen Frauen 
nackt bis zur Brust in die Erde eingraben und so wehrlos den Hunden 
und den Raubvögeln preisgeben. 
Der Feuertod ist für Ketzer, Zauberer und Ehebrecher bestimmt. 
Auch der Betrüger, der unter Rudolf von Habsburg für Friedrich H. sich 
ailsgab, wurde verbrannt. Es scheint verschiedene Verfahren gegeben 
zu haben. Die eine Methode (s. S. 155, Anm. 2) bestand darin, dass 
der Delinquent an einen eingerammten Pfahl gebunden und der Scheiter- 
haufen um ihn aufgethürmt wurde. Eine andere Weise ist das Ver- 
brennen „uf einer hurde" 1). Die Hurt ist ein Weidengeilecht; auf 
dasselbe ward der Verurtheilte gesetzt und Feuer darunter angezündet; 
sobald das Geiiecht durchgebrannt war, stürzte der Unglückliche in 
die Feuergrube. In Frankreich wurde erst der Scheiterhaufen ange- 
zündet, dann der Verbrecher in die Gluth hineingeworfen 2). Die 
ganze Stadtbevölkerung erhält den Befehl, auf den Richtplatz zu kommen 
und brennbare Steife mitzubringen 3). Der arme Sünder wird nackt mit 
gefesselten Händen (Dolopath. p. 163 Hi), mit verbundenen Augen und 
verhülltein Gesicht (Dolop. p. 349: Bandez ot les euz et la faice) zur 
Hinrichtung geführt. Verurtheilte Frauen waren mit einem Hemd 
oder mit einem schwarzen Gewande bekleidet 4). 
Dass solche Strafen damals häuiig vollzogen wurden, wissen wir; 
bestätigt wird dies aber noch durch eine Stelle der Wormser Annalen 
(Böhmer, fontes ll, 213), in der wir die Richtstätten für Worms bestimmt 
finden: "Die Stätten für die Vollstreckung der gerichtlichen Leibes- 
strafen sind folgende: für die Diebe am Galgen, für die Mörder auf dem 
Rade an der Mainzer Strasse, ausserhalb des äusseren Walles. Die 
1) Iw. 192: Diu hurt was bereit Untz viur dar under geleit.  Flore 6652: 
Man sols üf einer hürte Verbrennen nach rehte.  Wolfdietr. A 218: Dö wiste 
91' im den galgen, die hurt und ouch daz mt.  Cf. Mhd. Wtb. I, 734. 
2) Percev. 42241: Et virent -j- fu alumä Desous -j- graut arbre ramä De busces 
säces et (Pespines; Devant le fu ot -ij- mescines En lor cemises despoullies, 
Les mains estroitement loies Et -x- pautoniel- les tenoient Ki el fu gieter les vo- 
loient. 
3) Dolop. p. 161: Li rois qui maintenir vouloit Justise si comme il souloit, 
Fait huchier (cf. p. 180) par totes les rues Que les grans genz et les menues, 
Les dames et 1i bacheler Et tuit cil ki 131166111: aler, Nes -j- tout seul n'en i re- 
Illaingne, Chascuns i pOIt espine ou laingne, Ou estouble ou paille ou estrain, 
Fors 1a citä en  j- plain; Velt lendemain son ül ardoir; Si velt ke tuit viegnent 
väoir La justise k' il en fera. 
4) Macaire p. 46: De noir soia vestuo et bindea. ensemant Si como feme qi 
vait ä, tonnant.
	        
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