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Der
Zweikampf der Ritter.
gerichtliche
Hand ein gezogenes Schwert, eins oder zwei nach Willkür noch um-
gegürtet, einen hölzernen mit Leder bezogenen Schild tragen, dessen
Buckel allein von Eisen sei. Ueber die Rüstung darf er einen Rock
ohne Aernlel anlegen. Diesen Anordnungen entsprechen nun die Be-
schreibungen, Welche uns die Dichter von den gerichtlichen Zwei-
kämpfen der Ritter überliefern, keineswegs. Die ritterlichen Kämpfer
erscheinen da immer zu Ross, vollständig wie zum Turnier oder zur
Schlacht in Eisen gehüllt, und auch der Verlauf des Kampfes ist ein
durchaus anderer.
Sobald sie in die Schranken eingeritteu sind und ihre Stelle ein-
genommen haben, das Signal zum Beginn gegeben ist, fordern sie
sich nochmals heraus ("Je vos desii; de moi or voz gardezi. Gaydon
p. 45; cf. p. 199), und nun beginnt der Kampf auf Leben und Tod.
Weichen kann Keiner, denn die Schranken sind geschlossen; in der
Schlacht kann er liiehen: hier muss er ausharren und mit Auibietung
aller Kräfte sich vertheidigen, den Gegner angreifen. Fest den Speer
unter dem Arme fassend 1), reitet er erst im Galopp, dann im Carriere
auf den Feind los, die Lanzen zersplittern auf den Schilden; die Rosse
bäumen sich hoch auf 2); Mancher Wird vom Anprall schon betäubtil).
Aber immer von neuem dringen sie auf einander ein, bis endlich einer
den Sattel räumt, die Sattelgurte und das Riemenzeug des Rosses zer-
platzen 4). Es ist nun gewiss sehr chevaleresk, dass der glückliche
Kämpfer ebenfalls vom Rosse sprang, auch dem Betäubten Zeit gab
sich zu erholen 5), aber unter diesen Umständen Wird wohl Jeder seinen
Vortheil nach Kräften ausgebeutet haben. Jetzt beginnt der Schwert-
kampf; sie fechten; endlich holt einer zu einem Gewaltstreiche aus.
Er wirft den Schild auf den Rücken, fasst das Schwert mit beiden
Händen und führt nun die gewaltigsten Hiebe gegen den Gegner Ü).
Der Schweiss rinnt ihnen durch die Maschen der Rüstung, der Kopf
1) Erec 809: Daz sper er undern arm sluoc.
2) Erec 774: Diu just wart sö krefticlich, Daz diu ros hinder sich A11 die
hähsen gesäzen. Kudr. 1408.
3) Erec T69: Mit der just er im sluoc Den schilt an daz houbet. Dä von
wart er betoubet, Daz er küme gesaz.
4) Ereg S17; Daz dem ritter brächen Die darmgürtel beide Sui-zengel
und fürbüege.
5) Erec 827: DM B611 01' 11111138 dm, Daz iemen des möhte jeheu, Daz im diu
Schande waere geschehen. DM er in ligende het erslagen. Er wolde bezzer wort
bejagen. Er erbeizte und liez in üf stäm.
6) Erec 855: Üf spmnc er und begunde sä Den schilt ze rücke wenden Und
gü-p ze beiden henden Daz swert mit grimmen mugtg Lgmz, 2088; EnngHL
4923; Purton. 3662; Meler. S288; Lohengr. 5501. U