Pflicht der
Leibes-
und Waifenübungen.
fand, der wurde als feig und unwürdig angesehen, von seinen Standes-
genossen verachtet, ja gehasst. Jean de Conde erzählt in seinem Gedichte
„li dis dou chevalier a le inance" 1) von einem Ritter, der es liebte, ruhig
auf seinem Gute zu leben, sich am Vogelfang etc. zu erfreuen, und der
deshalb überall verachtet wird, bis es einer Dame gelingt, auch ihn für
den Ruhm zu begeistern und zu bewegen, durch glänzende Waffenthaten
die verlorene Achtung wiederzugewinnen. Dem Ruh me zu Liebe konnte
man auch das Leben aufs Spiel setzen; aber ohne Aussicht auf Erfolg,
bloss dem Gebote der Ehre folgend, das Leben zu opfern, das sagte ihnen
doch nicht zu. Die Gefährten des Aeneas denken wenigstens so (Eneit
p. 19, 38): „Ir iegelicher des ersohrach, Do ez an daz sterben solde ganz
Do duhte sie daz baz getan, Daz sie daz lant rümden Denn sie sich
da versumden Und rüm da erworben, Da si umbe erstorben."
Leibesübungen standen deshalb bei den Männern in hohem Ansehen
und sobald bei irgend einer Gelegenheit, zumal bei Festen, mehrere
Ritter zusammen kamen, so massen sie in den freien Stunden ihre
Kräfte. Da wurde gesprungen, wettgelaufen, der Stein geworfen und
der Speer geschleudertl), nach dem Ziele u1it dem Bogen geschossen3);
oder man focht mit stumpfen Schwertern4) und erprobte die Kraft der
1) Dits et eontes de Baudouin de Conde et de son üls Jean de Conde, publ.
p. Aug. Seheler. Brux. 1866. I, 167.
2) Iwein 66: Disebeneeten den lip,Dise tanzten, (lise sungemDise liefen, dise sprun-
gen, Dise sehuzzen zuo dem zil. Mai ußeafl. Die scherniten hie, die rnngen
dort, Dise tanzten, jene sprungen, Dise liefen, jene sungen, Dise sehuzzen den Schaft,
Jene pflügen riterschaft. Nil). Z. p. 20, 5: S6 si den Stein wurfen oder schuzzen den
Schaft; vgl. p. 49, 5 u. p. 50, 1. Sal. u. Mor. 978: Ir eteliche schussent do den
Schaft Etliche stiessen den Stein. Troj. 4730: Wen er (Päris) kund alle fuoge,
De1' man ze hübescheit bedarf: Den Stein den stiez er unde warf Bzw. danne keiner
sin genöz; Geswinde lief er unde schöz Behendeclichen zuo dem zil. Fierabras
p. 88: Quant li rois n. digne, Lore vn esbanoier pour son cors deporter, Et li 1111
escremissent et sulent pur ces pres. Trist. (ed. Fr. Michel) TT, 38: F. plusurs jus
eomeneer funt Deskernlies e de pzulestres (Druck: pulestes), De tuzi fud 'l'ristren
mestres. E puis Hrent un sauz waleis E uns qukipelent waneleis F] pius si
poiterent eeinpeals F) lancörent 0d roseals Od gawelos e 0d espees.
3) Godefr. de Bouillon 16596: Cornumzmrzms prist Pure qui bien estoit tendus;
T1 a. livre ung cop qui moult bien fu ferus, Et fu bien pries du blane reger-des
et veus. Il y ot -vj- treinns qui y 0st reinenus; Et Godefroys y tmit qui biel
Pest inaintenus Droit in la. vraye brocque est ly iiers enbatus.
4) Kudr. 356: Des kuneges ingesinde ze hove sehilde truoe, Kiule und blicke-
lzere, geschirmet wart genuoc, Gevoehten mit den swerten, mit gabilöte geschozzen
Vil üf guote sehilde. Troj. 5015: Dez si dä sehirmens pflügen. Si vlizzen unde
Wägen Sich dar zuo vil söre, Dez nmnger hunde köre Von in gesehaeh hin unde her
Si buten für die buggeler Dä. hinder stuonden si gebogen Und heten üz diu swert ge-
zogen, Diu lühten unde glizzen. lr zene si dö bizzen Z'ein ander, als in wwre zorn.