Stellvertreter
Beschreibung
Zweikampfbs.
eines
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von Anjou zum Duell herausgefordert, um ihre Zwistigkeiten so zum
Austrage zu bringen. Jeder der beiden Fürsten sollte 100 Ritter
nach dem in englischem Besitz damals befindlichen Bordeaux
mitbringen, und dort sollte der Kampf beider Schaaren die Entschei-
dung der schwebenden Fragen herbeiführen. Peter erschien auch
incognito, fürchtete aber Verrath und zog sich Wieder zurück, so dass
dies grosse Duell, zu dem schon alle Vorbereitungen getroffen waren,
nicht stattfinden konnte (Ann. Parm. 1naj.; Saba Malaspina IX, 22-25.
X, 9-12).
War einer der beiden Gegner krank, gefangen, oder sonstwie
verhindert, so durfte er einen Stellvertreter schicken, der seine Sache
ausfocht 1). Frauen hatten immer das Vorrecht, einen Kämpen für
ihre Unschuld zu stellen, und es ist ein in den Ritterromanen oft
wiederkehrendes Motiv, dass eine unschuldig angeklagte Jungfrau Boten
aussendet, um einen Ritter einzuladen, für sie am bestimmten Tage
auf dem Kampfplatze zu erscheinen.
Eine recht lehrreiche Schilderung eines solchen Verfahrens giebt
uns der Dichter des Reinfried. Ein Ritter hat das Rendezvous der
Prinzessin Yrkane und des Reinfried von Braunschweig belauscht und
glaubt nun die Prinzessin zwingen zu können, ihn zum Gatten zu
nehmen. Yrkane theilt endlich ihrem Vater mit, wessen sie der Ritter
bezichtigt 2), und dieser beharrt, als er befragt wird, bei seiner Beschul-
digung 3). Der König setzt einen Gerichtstag fest, entbietet seine
Getreuen und sichert dem Ankläger bis zur Entscheidung der Sache
Frieden zu 4). Auf dem Felde vor der Stadt Liniön werden Tiibiinen
(gestüele) aufgeschlagen; dort nehmen der König und seine Rathgeber
Platz 5). Dann erscheint die Prinzessin Yrkane und fordert, nachdem
Zwen viläne sullen sich Zebliuwen und geslahen, Vor gericht mit kampfe vahen,
Mügen sie ir reht anders niht Bewaeren unde ir geschiht. Daz ist vürsten gar
enwiht.
1) Cleomades 10987: Ä ce tans, se essoigne avoit Cil qui combatre se devoit,
Qui fust de loial ochoison, De maladie ou de prison, Mais que Pessoigne fust seüe
Par geht dOnt par droit fust creüe, Metre i pouvoit en lieu de lui Par droit,
en toutes COLUSS, autrui, Mais löau seignour dou lieu laleüst: Kßnutrement faire
nel peüst.
2) Reinfr. 6194: Er zech mich, ich waere ein wip Näch kebeslichen orden
Tougenlichen worden Von dem üz Sahsen landen.
3) 6428: Ich wil die minneeliehen Des übersagen, swä man wil, In kaimphßs
rinc, mit strites spil, Als swie man mir erteilet.
4) 6584: Dä zuo häte man Dem ritter frides tröst gegeben, Daz sin lip und
euch sin leben Waer befridet üf den tac, Der ze Liniön dä. lac.
5) 6602: Ze velde wart der tac geleit Üffen einen witen plän. Gestüelet wart