Der
Zweikampf.
gerichtliche
133
Wacht Einer bei dem Leichnam, so zieht er mit dem Schwerte einen
Kreis um denselben, die bösen Geister zu bannen War ein Kirchhof
nahe, so beerdigte man die Leiche auf ihm: die Rüstung wird an
einen Baum in der Nähe des Grabes aufgehängt 2).
Die im Turnier und im Einzelkampfe erworbene Geschicklichkeit
konnte aber dem Ritter auch dann nützlich sein, wenn er sein gutes
Recht Verläumdungen und falschen Beschuldigungen gegenüber durch
ein Gottesgericht zu erweisen gezwungen war. Der gerichtliche Zwei-
kampf ist während des zwölften und dreizehnten Jahrhunderts noch
eine zu Recht bestehende Institution 3), über deren juristische Bedeu-
tung ich hier nichts zu sagen vermag es ist dies oft genug von
berufenen Männern geschehen ich will einzig und allein versuchen
zu schildern, in Welcher Form die ritterliche Gesellschaft diese Ehren-
sachen auszufechten pflegte 4).
Brachte ein Ritter gegen einen anderen eine schwere, mit strengen
Strafen zu sühnende Beschuldigung vor und konnte sie nicht durch
Zeugen erweisen, so war es dem Angeklagten gestattet, für seine Un-
schuld öffentlich vor dem gesetzmässigen Richter mit dem Ankläger-
zu kämpfen. Er überreichte als Pfand, dass er am bestimmten Tage
sich einfinden werde, dem Gerichtsherren oder dem Herausgeforderten
seinen Handschuh, und auch der andere musste sich in derselben
Weise verpflichten a). Ausserdem hatten beide Theile Bürgen zu
1) Walewein 4786: Ende naem sijn swaert Ende becrijter hem mede mt sant,
Dat hem neghen Gods viant Ne mohte ghenaken omme te deerne, N0 weder in
Spele no in scerne.
2) Percev. 40252: Atant es vous ses compagnons Qui les armes ont aportees
Sor la biere les ont gietees, Et i pendirent par les mances Le haubierc et les
cauces blances, As brances de Parbre pendirent Et Pescu, plus n'i atendirent, Et
1a coife et le hiaume avoec.
3) Friedr. Zimmermann, der Zweikampf in der Geschichte der westeuropäischen
Völker. Hist. Taschenbuch, 5. Folge; Jahrg. 9 (Leipzig 1879).
4) Ich habe gefunden, dass J. Grimm RA. VI, S, ä 4 (S. 927 1T.) die F013?
des Zweikampfes gar nicht bespricht. Auch L. Stein hebt im dritten Bande VOII
Warnkoenigh Französischer Staats- und Rechtsgeschichte p. 226 nur das juristische
Moment hervor. Zu Rathe gezogen habe ich ausser den Establissements de
Saint-Louis noch Philippe de Beaumanoifs Coutumes du Beauvoisis (publ. p. 1c
Üte Beugnot, Par. 1842) cap. 61, und den Abschnitt der Assises de Royaume du
Jerusalem (publ. p. Foucher, Par. 1841), der betitelt ist "Regles de 1a Bataille
pour meurtre clevant la hasse cour" (I, 1, 325 E)
5) Matth. Paris 1243: Der Graf de 1a Marche (Comes Marchiae) wird von
einem Ritter vor dem Könige von Frankreich eines Verbrechens angeklagt und
deshalb in Gewahrsam genommen. Quod licet comes constanter inficiaretur, statim
miles supradictus more Francorum chirothecam suam ei porrexit, se oiferens