Verfall
der Turniere.
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kanntschaften, erfreute sich an den Schauspielen, kaufte Vorräthe ein
und kehrte dann, um eine schöne Erinnerung reicher, Wieder ins ein-
same Schloss zurück, um das altgewohnte einförmige Leben von
neuem zu beginnen.
Auch diese höfischen Feste, bei denen grade Ritterlichkeit und
Feinheit der Gesittung sich recht zeigen sollten, wurden gegen Ende
des dreizehnten Jahrhunderts bei der überhandnehlnenden Verwilde-
rung des Ritterstandes Tummelplätze der Rohheit und der gemeinen
Gesinnung. Reinmar von Zweter (II, 1.06; HMS. II, 196) sagt:
Turnieren was e ritterlich:
Nu ist ez rinderlich, toblich, tot reis, mordes lieh.
Mortmezzer und mortkolben, gesliffen aks, gar uf des mannes tot:
Sus ist der turnei nu gestalt;
Des werdent schoener vrouwen ougen rot, ir herze kalt,
Swanne si ir werden lieben man da weiz in so mortlicher not.
D0 man turnierens pflac dur ritters lere,
Dur hohen muot, dur hübescheit unt dur ere,
D0 hete man ümbe eine dekke
Ungerne erwürget einen man:
Swer daz nu tuot unt daz W01 kan,
Der dunket sich ze velde ein rekke.