Turnierwaffen.
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Und nun galt es Vorbereitungen zum wirklichen Turniere zu
treffen. Manche Ritter waren schon unfähig, an demselben sich zu
betheiligen, zu schwer verletzt, als dass sie am nächsten Tage wieder
auf dem Kampfplatze erscheinen konnten. Ja es kam vor, dass das
Turnier überhaupt gar nicht stattfinden konnte, weil die Ritter von
der Vesperie zu sehr ermüdet waren 1).
Das Turnier unterscheidet sich von dem ritterlichen Stechen, der
Tjost, dadurch, dass hier nicht Mann gegen Mann, sondern Schaar
gegen Schaar kämpft; es ist das Abbild einer wirklichen Reiter-
Schlacht. Während es bei der Tjost verboten war, einem der Kämpfer
Beistand zu leisten, kann beim Turnier der Freund dem Freunde
helfen, ihm, falls er sein Ross verloren, ein andres geben u. s. w.
(Konr. v. Würzb, Parton. 13890-13906). Auch wird nicht allein mit
Lanzen gefochten, sondern um den Gegner wirklich zu besiegen und
zum Gefangenen zu machen, zieht man, sobald die Lanzen verstochen
sind, die Schwerter, die natürlich stumpf sein müssen, so dass sie keine
Wunden schlagen, wohl aber schmerzhafte Hiebe beibringen können 2).
Uebrigens war die Sitte des Schwertkampfes nur in Frankreich üblich 3),
in Deutschland und England bediente man sich der ungefährlichen
Brügel4) oder Bengelä), Kolbens); da konnte einer höchstens tüch-
tige Schläge bekommen 7).
1) Parz. 86, 21: Ein vesperie ist hie erliten, Daz turnieren wirf. vermiten;
95, 14: iEz wart ein turney de, her Gesprochen: des enwart hie niht. Manec
geziue mir des giht.) 'Den hät ein vesperie erlemt. Die vreehen eint sö hie
gezemt, Daz der turney dervon verdarp.)
2) Titurel 2190: Swert die doch nicht scherfe sniten wan zu buelen, Gesehubze
noch gezerfe sach da nieman neur etzlichen kuelen.
3) Parton. 15108: Wan der site der ist noch Rehte und offenliche erkant
Über der Franzeise laut, Dez man mit swerten und mit spern Turnieret dä; wil
iemen gern Jostierexis mit den seheften, Der mac sich dä beheften Mit starken
stichen manicvalt. Der turnei sam ein strit gestalt Ist dä, ze lande, wizze Krist.
4) Parton. 14414: Man such dä, swerte vil erwegen Unde üf heben manegen
brügel. Engelh. 2734: Diu swert enwurden niht gespart Und die vil starken brügel.
5) Parton. 14327: Mit swerten und mit bengehi Huob sich dä ein Solißh
tengeln. Engelh. 2766: Sin kneht der sluoc üf eine lide Mit einem starken bengel.
6) Lancel. HI, 16523: Doe quamen hem de colvenaren Ende waenden winnen
sijn goede paert.
7) Matth. Paris 1248: Die vero cinerum eoeptum est torneamentum magnum
apud Neubiiiam inter milites Angliae, ut experirentur- militiae peritialn cum
strenuitate. Cui cum dominus rex faivorem praebuisset, optime et inißiatlllll Gst et
tenninatum, ibique profecto Williehnus fIEJÄJGT domini regis uterinus cognomento
de Va.1entia,tiro novellus, ut titulos militiae sibi famosos adquixeret, se animosa.
praesumptione ingessit, sed aetate tener et viribus imperfectus impetus militum
durorum et Martiorum sustinere von praevalens, multa amisit prostratus et egre-
gie, ut introductiones militiae initiales addisceret, baculatus; 1251 (Turnier zu
Schultz, höf. Leben. II. 8