Volltext: Das höfische Leben zur Zeit der Minnesinger (Bd. 2)

110 
Waltswende. 
Beschreibung 
eine; 
stürzten, wenigstens sich hoch aufbäumten 1). Hatten beide Kämpfer 
ritterlich ihre Speere verthan, so liessen sie sich neue reichen 2) und 
versuchten wieder und Wieder sich zu Fall zu laringen, oder nahmen 
die Herausforderung eines Anderen an und das Spiel begann dann von 
neuem. Ulrich von Lichtenstein hat am ersten Mai 1224 dreissig 
Speere verstochen, am zweiten Mai zuerst gegen vier Gegner dreizehn, 
dann gegen Huc von Tufers vier (Hüc hatte einmal faillirt und nur 
drei gebrochen), gegen Wolfger von Gors zwei und des Abends noch- 
mals sechs, also zusammen fünfundzwanzig. Gahmuret hat gar an 
einem halben Tage hundert Speere verbraucht (Parz. 81, 5 Hi.) 
Sobald die Speere gebrochen waren, riefen die Kämpfer: „Spera 
herre, spera sperw), und liessen sich von den Knechten neue reichen. 
Jeder Ritter nahm sich deshalb einen Vorrath von Speeren zum Tur- 
nier mit 4), die von den Knappen getragen oder auf einem Wagen 
transportirt wurden 5). Auch der Herr, der das Turnier veranstaltet 
hatte, sorgte für die Speere ü), die aber dann natürlich nicht mit den 
Wappenfarben der Ritter bemalt waren. Eine Menge Holzschäfte 
konnte ein tüchtiger Ritter, wie gesagt, an einem Tage verbrauchen; 
man nannte solch einen Mann einen Waldzerstörer (walts wende) 7). 
Zuweilen bestand das ganze Waffenspiel nur aus einer Reihe feier- 
licher Tjoste (hastiludia sive justrae). Ein solches Festschauspiel be- 
schreibt uns Saba Malaspina (VI, 10). Ich gebe die Stelle in freier 
Uebersetzung wieder. "Der König Karl von Anjou veranstaltete an 
verschiedenen Orten, zumal in Neapel beim Kloster S. Pietro ad Aram 
1) Erec 774: Diu just Wart sö krefticlich Daz diu ros hinder sich An die hähsen 
gesäzen.  Kudr. 1408. 
2) Lenz. 2996: Erec und. dem gaste Bräht man zwei anderiu sper. 
3) Parz. 79, 24.  Iwein 7110: Man I1örte niht wan ein geschrei 'Wä lnü 
sper? wä, nü sper? Ditz ist hin, ein anderz her."  Titurel 2057: Und rieffen loute 
spare sper.  Frauendjenst p. 74, 22: Wir ruoften bedenthall) alsö ßperfu 
herre, sperä sper. Diu sint enzwei: andriu her". 
4) Meleranz 8132: Man fuort W01 vier und zweinzic sper Mit im üf den grüe- 
nen plän.  Cf. Crane 3163 ff. 
5) Erec 2351: Siniu sper truoc ein wagen Hin 11:1 der turnei solde sin. 
G) Oröne 743: Vil gelate sarroten Brähten Artüses boten Üf den anger, von 
Ianzen Grözen unde ganzen, Langen unde eben, Die hiez er den reckeim geluelw, 
Swaz siz vertuon möhten, Die dar zuo töhten. 
7) Parz. 57, '22: Feirefiz Anschevin Der wart ein waJtswende; cf. 79, 22 und 
81, 9; 384, 5.  Cröne 18498.  Titurel 1823: Da wart von scheißen Waldes 111er 
zu brechen Niht wan durch die magt sigunen EIIGIDG Dez 0b swmtzwalde zu 
scheften wer über a1 gesniten kleine (vgl. W011i Titur. I, 31. Willeh. 390, 1); 
1990: Von Prellitors da. swente Waldes vil; ich wen ez koum ein barke Die sper 
getruge des von isertene.  Vgl. San Marte, Parzivalstudien III, 93.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.