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Turnierstösse
812, 9 ff): „Einer ist zem puneiz, Ze triviers ich den andern weiz,
Der dritte ist [GIIIZIIILIOIJGII Ze rehter tjost den guoten; Hurteclich
ich hän geriten Und den zer volge ouch niht vermiten". San Marte
(Parzival-Studien III, 95) und K. Bartsch (Pzuz-Ausg. III, S. 192) suchen
eine Erklärung dieser verschiedenen Stösse zu geben. Klarheit in diese
Sache zu bringen, ist aber-recht schwierig. Am wahrscheinlichsten kommt
es mir vor, dass der Puneiz die gewöhnliche Form ist: die Kämpfer reiten
dicht an einander vorbei und verstechen ihre Lanzen. Bei der Hurte sucht
man den Gegner auch dadurch zu Falle zu bringen, dass man ihn nicht
allein mit der Lanze trifft, Sondern ihn zugleich mit dem Rosse anrennt.
Zientmuoten heisst dem Stosse des Gegners ausweichen; man sucht es so
einzurichten, dass er failiert, seine Lanze entweder nicht trifft, am Schilde
abgleitet oder bei Seite geschlagen wird, und die Kunst besteht nun darin,
doch dabei auch den Gegner durch einen Stoss aus dem Sattel zu heben.
Ze Triviers (afr. trevers, travers) bedeutet den Stich von der Seite.
Während der eine Ritter grade direct auf den anderen lossprengt, wirft
dieser sein Ross herum und fasst den Gegner in der Flanke. Diu Volge
ist nun ein noch grössere Geschicklichkeit erforderndes Manöver. Die
beiden Kämpfer reiten im gestreckten Laufe auf einander los; der Ge-
schickte weiss es aber so einzurichten, dass sein Gegner sein Ziel verfehlt,
und er selbst trifft ihn absichtlich nicht. Sobald aber der Gegner vorbei
gesprengt ist, wendet der tüchtige und erfahrene Turnierer sein Ross
und es gehört gewiss grosseGewandtheit daziudasselbe plötzlich aufzuhalten
und umzulenken und sucht nun seinen Partner von rückwärts zu treffen.
Gewöhnlich wird dann noch der Stich unter das Kinnbein1) und
der zu den vier Nägeln 2) genannt. Der erstere traf den Gegner an
verhärten. Willeh. 87, 25. Parz. 211, 16; 465, 24. Meler. 5991: Dö wart
diu tjost aJsö geriten Von vaelieren gar vermiten. Parton. 13672: Vaelieren
wart von in vermiten, Wan si träfen näch ir ger.
1) {wein 5334: Dö nam ern underz kinnebein, Rehte vliegent stach er in
Enbor über den sntel hin, Dez er üf dem sende gelac. Wigal. p. 19, 4: Ir
ietweder het erkorn Den andern under daz kinnebein. Cröne 7558: Nider ze
dem kinne er in kös G-ein dem hulse mit der lanzen; 6432: Er nam in ze stechen
Niderhalp der barbiere. Frauend. 1). 261, 9: D51 schilt und helm zesamlnen gärt
Und dir den hals daz collir hät Beslozzen, dä, traf in min hzunt, Sö daz daz collir
wart entrant. Lunc. I, 40837: Meier hi stac Dodinele niet sinne Reht onder den
hart van der-kinne, Dat hine droech uten gereide. HvF. 'I'rist. 2073: Her Tristnn
ouch gedahte do An dem rennen; (Silißh in ho, So prellet er verre."
2) Parz. 174, 28: Er neun der vier nagele war. Willeh. 334, 5: Dä die vier
nngel sint bekant Ein sper durch sinen sehilt man vant. Lanz. 1518: Eim degen
üf den schält erriet Gegen den vier nageln hin. Er stach in gein dem herzen in
Durch beide halspercwende; 5290: Zuo den vier ngbgelen gegen der hibnt.
Erec 2794: Nu erriet er in, daz ers enphant Zen vier nageln gegen der