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Ankunft
Gäste.
seiner Enkelin, oder seinem Urenkel, der an demselben Tage vom
Könige Rudolf mit dem Schwerte umgürtet wurde." Besonders aber
zog das Turnier die Damen an, welche ihre Väter, Gatten, Brüder
begleiteten und dem Feste den wirklichen Glanz erst verliehen 1).
Dass sie ihre besten Kleider, ihren schönsten Schmuck zu Ehren der
so selten ihnen gebotenen Festfeier vorbereiteten und wohlverpackt
mitnahmen, das ist natürlich. Auch sie konnten nicht nur Vergnügen
die Fülle von dem bunten Verkehr jener Tage, den vielen Festlich-
keiten sich versprechen, sie durften hoffen neue Bekanntschaften an-
zuknüpfen, Liebesintriguen zu beginnen oder weiter zu spinnen, ihren
Geliebten als preisgekrönten Sieger zu begrüssen, vielleicht gar Ver-
bindungen für das ganze Leben einzugehen. Und da durfte mit der
Toilette nicht gespart werden, galt es doch auch für sie, durch Schön-
heit und Anmuth der Erscheinung über viele Rivalinnen den Sieg
davon zu tragen. Die kostbarsten Steife wurden ausgewählt, neue
Kleider angefertigt, alte in Stand gesetzt, die Schmucksachen gemustert,
alle Toilettenrequisiten vorbereitet.
N ahte nun der festliche Tag, so eilten Alle, denen es vergönnt war
an dem Schauspiele Theil zu nehmen, dem bestimmten Orte zu. Ritter
mit Frauen und Töchtern, begleitet von zahlreicher Dienerschaft, die
die Saumthiere mit dem Gepäck bewachte, junge Krieger, die sich
Ruhm und Ehre erkämpfen wollten, mit ihren Knappen kamen von
allen Seiten zugeströmt. Auf der Reise trafen die Trupps zusammen,
begrüssten sich, lernten sich kennen und ritten in: immer grösser an-
wachsenden Schaaren der Stadt zu, in deren Nähe das Turnier abge-
halten werden sollte. Mancher Fürst kam mit stattlicher Ritterbegleitung
gezogen. So brachte zu dem im August 1175 zwischen Soissons und
Braine stattfindenden Turnier der Graf Balduin von Hennegau 200
Ritter und 1200 Fusssoldaten mit (Gisleberti Chron. Hau); bei dem
Turnier zu Trazignies 1169 hatte er 3000 Mann bei sich, sein Gegner
Gottfried Herzog von Löwen sogar 30000 Bewaffnete (ibid.).
Vor dem Einzuge ordnen sich die Schaaren. Sobald. sie der
Stadt nahe kommen, verkünden Ausrufer den Namen und das Lob
des Herren, dessen Einreiten bevorsteht 2). Diese Rufer (krier,
1) Laue. I, 14280: Het was in dat lant eostume den, Dat coninginne ende
hoge vrouwen Dien tornoy voren scouwen -Ij- dachvzu-den ven-e ocht clrie; Ende
Wibndelende ridders, dat sie Heure lieve met hen brochten Ten tornoye als sisc
soehten; Hierbi richtemen [ende] antierde Loedsen so waermen tornierde.
2) Reinfried 616; Die krier lüte liefen 'V0i1 Brüneswic der Sahsen Vogt,
Der kumt sö keiserlich gezogt, Daz sin lop höch in wirde swept" etc. Meler.
8134: Auch was bereit der küene man Von Fortsoborest Verzmgöz. Sin höhvart