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Turnierpreis.
Turniers.
des
Bedingungen
ausser dem Kranze die Küsse von achtzig Mädchen in Aussicht ge-
stellt 1). Der Preis heisst die Äventiurei).
Auf den Werth des Preises kam es ja auch gar nicht an; wer
siegreich des Preises würdig erklärt wurde, der hatte an der Ehre
genug. Er konnte darauf rechnen, von seinem Lehnsherrn berücksichtigt
zu werden, er hatte die Genugthuung, bei den Damen Bewunderung
zu finden, die spröde Geliebte vielleicht umgestimnit zu haben, er
konnte hoffen, unter den jungen Erbinnen leicht eine Frau zu finden.
Für die jungen besitzlosen Ritter war natürlich das Turnier am
lockendsten, bei dem um dieHand einer reichen Erbin gekämpft wurde.
Ich weiss nicht, 0b in der That solche Turniere stattgefunden haben;
in den Geschichtsbüchern finde ich nichts von ihnen erwähnt, dagegen
ist es bei den Dichtern ein oft wiederkehrendes Motiv, zu schildern, wie
ein Vater oder ein Vormund, um der Tochter oder dem Miindel einen
tüchtigen Gatten zu verschaffen, der im Falle der N oth auch mit den
Waffen die Erblande seiner Gemahlin vertheidigen konnte, ein Turnier
ausrufen lassen und dem Sieger als Preis die Hand der Erbin gewähren 3).
Vor Beginn des Festes wurden gewöhnlich die Bedingungen fest-
gestellt. So schlägt der Graf Herman von Tuskan dem Wolfdietrich
vor, mit ihm um 1000 Mark zu justiren; Wolfdietrich jedoch will nur,
dass Ross und Harnisch des Besiegten dem Sieger zufallen sollen
(Gr. Wolfdietr. 1471 Hi). Als Dietrich und Rüdiger n1it den Hiunen
vor Worms angekommen sind, fordern sie die Burgunden zum Turnier
auf. Rüdiger geht selbst nach Worms, den Sperber auf der Hand
tragend und sich so als friedlichen Boten legitimirend, um die Be-
dingungen zu verabreden. Von beiden Seiten sollen tausend Mann
kämpfen; das Lösegeld für Mann und Wicgewant schlagen die Bur-
1) Titurel 1410: Einen turney hat gesprochen der kunic von britanie, Der
sol in dirre Wochen litterlich geschehen uf der planie: Wers beste tut, der hat
von ahtzic meiden Ieglicher sunder kussen und uf ir knie mit einem schapel
cleiden.
2) Reinfr. 1224: Ein turteltilbe üf der hant Brähte diu gehiurejDiz was diu
äventiilre; cf. 209. Wigal. p. 68, 10: Ez hät (Ier künec von Irlant Durch även-
tiure dar gesamt Daz sehoenist pfert daz ich ie gesaeh, Und einen sitech, der wol
sprach Swaz er sprechen wolde. In einem hüse von golde Was er beworht etc.
3) The legend of Fulk Fitz-Wnrin (ed. J os. Stevenson p. 289); Lors {ist William
une erie en meynte terre, en meynte cite, qe tous les chevalers de valours, qe
torneier veilent pur anrurs, a. 1a feste Seint Michel vienent zu chastel Pcvere],
quest en 1a, Peeke. E le ehevalel- qe mieux fra, e le tornoy venkera, zwera. lamour
Melette de 1a Blaunche Tour, e sire serra e seignour de 18, Blanche ville e de tot
lonour. Vgl, Rittertreue (Ges. Ab. I, p. 106) 55 ff. Der Jungherr und der
treue Heinrich (Ges. Ab. III, 200) 102 ff. Durmars 6387: La. ont fait le tornoi
crier -Ij- puceles a. marier.