Kampfspiele.
Erfindung des Turniers.
um eine Bewährung der Reitkilnst, und so möchte ich diese Schau-
stellungen etwa einer nioresken F atntasia vergleichen. Die Erfindung
des Turniers ist französischen Ursprungs und wird gewöhnlich, wie schon
Pfeffel (a. a. O. I, 120) erwahnt, dem Godefroi de Preuilly zugeschrie-
ben. Hewitt (a. a. O. 183) citirt das Chronicon Turonense, das zum Jahre
1066 bemerkt: „Godefroi de Preuilly (de Pruliaoo), der die Turniere
erfand, wird bei Angers getödtet", und im Chronicon Turonense ano-
nymi canonici Turonensis S. Martini lesen wir: „lm siebenten Jahre
des Kaisers Heinrich, im sechsten des Königs Philipp kam bei Angers
eine verrätherische Handlung vor, bei der Godefroi de Preuilly und
andre Barone getödtet worden sind. Dieser Godefroi erfand die
Turniere."
Die der Zeit nahestehenden Schriftsteller sind auch von dem
französischen Ursprung desTurnieres fest überzeugt. Matthaeus Paris
nennt es schlechthin das fivanzösische Kampfspiel (conliictus Gallicus)
und Radulfus de Coggeshale erzählt: „sie griffen nach Art der
Franzosen, hoch zu Rosse sitzend, einander mit Speeren und Spiessen
an" 1). Von Frankreich aus wurde diese Sitte dann auch in den ande-
ren Ländern eingeführt.
Schon im August 1127 wurde ein Turnier zu Würzburg abge-
halten 2), in Böhmen fand diese Art Kampfspiele jedoch erst ums Jahr
1245 Eingangil).
Ueber die englischen Turniere berichtet Guilelmus Parvus de
Newburgh (Hist. Anglicana V, 4): "Während der Waffenruhe zwischen
den Königen (Richard und Philipp 1194) iing man in England
an, Waffenspiele, das heisst die kriegerischen Uebungen, welche
gewöhnlich Turniere genannt werden, zu feiern; der König bestimmte
es und verlangte von jedem, der sich üben wollte, einen festgesetzten
Beitrag. Und diese königliche Forderung erregte den Muth der für
das Waifenhandwerk glühenden Jünglinge, so dass sie noch mehr ent-
brannten und festlich zur Uebung zusammenkamen. Ein 80101168
kriegerisches Schauspiel, bei dem es sich um keinen gegenseitigen
Hass handelte, sondern einzig und allein darauf ankam, 'die Kräfte zu
üben und zu zeigen, hatte, wie man Weiss, nur in den Tagen des Königs
1) Die Stellen sind ohne nähere Angaben bei Hewitt citirt; ich habe die des
Radulfus nicht auffinden können.
2) Ottonis Frising. Geste. Friderici I, 17: Tyrocinium quod vulgo nunc turnei-
mentum dicitur, cum nlilitibus exercentes.
3) Can. Prag. Continuatio Cosmae: Sub eins etizun tmnporilnls adinventus
est in Bohemia. ludus tornzunentoruln, 1245, regni zmtem regis Wenceslai 15 vel 16.