Volltext: Das höfische Leben zur Zeit der Minnesinger (Bd. 1)

Faltestuhl. 
Dichter so selten des Faltestuhles gedenken 1), der bei den Franzosen 
immer der Sitz der Fürsten und Grossen ist 2). Es ist dies wie unser 
noch gebräuchlicher Feldstuhl (richtiger Faltstnhl) ein Stuhl zum 
Znsammenklappen, ohne Lehne, aber prächtig geschnitzt; die kreuzweis 
gestellten Beine laufen unten in Thierkrallen, oben am Sitz gewöhnlich 
in Thierköpfen aus. Solche Faltstühle kommen auf zahllosen Siegeln 
von Fürsten oder Bischöfen etc. vor. Gewöhnlich sehen Wir da auch 
das breite Kissen, das als Polster dient, mit dargestellt. Nach der 
Schlacht von Benevent machte Karl von Anjou dem Papste Clemens 
ein Präsent mit dem goldnen Thronsessel Friedrichs II. (facisterium 
Caesaris, sedem imperialem aurea massa conflatarn, margaritis coru- 
scantibus undique circumseptum, quae diu Augusti ad laudis et gloriae 
fastigia imperialia ostendenda servarat aerarium. Saba. Malaspina, 
Rerum Sicularum lib. III. c. XIV). Aus dem Faltstuhl, dem Faudestuel 
der Franzosen, entwickelt sich später der Polsterstnhl, der Lehnsessel, 
den wir heute Fauteuil nennen. Im Feldstuhl und im Fauteuil haben 
wir 
die 
directen 
Nachkommen 
des 
alten 
Faltestuhles 
UDS. 
Bei 
Amtshandlungen sitzen Fürsten, Prälaten, Richter immer auf dem 
Stuhle. Wie die im Mhd. Wtb. II, 2 p. 713 angeführten Stellen 
zeigen, hat der Stuhl daher geradezu eine amtliche, officielle Be- 
deutung. Der Richter sollte nach der von Grimm (RA. p. 763) citirten 
Bestimmung des Soester Rechtes "sitzen als ein grisgrimmender löwe, 
den rechten fuss über den linken schlagen" 3). 
Auch den Wittwen war in ihrem Hause ein Ehrenplatz, der 
Wittwenstuhl, reservirt 4); schloss sie ein neues Ehebündniss, so wurde 
dieser Sitz von ihr verlassen: sie verrückte ihren Wittwenstuhl. 
1) Erec 6430: Ir wart ein valtstuol vor gesat Ze tische engegen.  Frauen- 
dienst p. 178, 13: Ob eim gevalden stuol daz 1a.c. 
2) Gerard de Rossillon p. 316: Li reis en faudestue seit noblenlent; p. 331: 
Desor un faldestue li reis säxsis. Cf. Hnon de Bordeaux p. 69.  Guill. cTOrenge 
V, 2907: Del faudestuel saillirent maintenant.  Rom. de Troie 14705: Sor le 
piler se fush assis En un faudestuol de graut pris.  Gaufrey p. 260: -I- fände- 
stuel d'or fin aporta,  serjant.  Gui de Bourgogne p. 56: Desus le faudestuef 
se {ist li rois prisies -I- eschalnel (Targent ot li rois ä, ses laies.  Huon de Bor- 
deaux p. 108: E1 faudestuef sist Auberons li ber. Li pecoul furent de fln or es- 
mere.  Pereev. 21237: Et vit larelnierelnent Sour  grant faudestuel d'argent 
Une si simple damoisele seoir.  Dolopathos p. 24: Deseur 'j- faudestueil roial 
Covert de porpre enperial.  Chans. d'Antioche II, 11: Sor un faudestuef d'or ä 
botons noele.  Chev. as -ij- espees 5442: Et 1a roine fu assise Illueques sor -j- 
faudestuef D'yvoire ä, esmajl riche et nuef. 
3) Ohans. dläntioche VII, 24: Corborans se seoit el faudestuel dore L'une 
jambe sur l'autre Par nloult grande fierte. 
4) Kudr. 6: Diu Sigebandes muoter den witewen stuol besaz.
	        
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