Thorwächf-er.
Poterne.
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Theile der Pforte so mit Zapfen befestigt, dass sie sich horizontal
drehen lässt. Wird nun die untere Schwelle des Thürilügels durch
eine Vorrichtung gefasst und mit Ketten oder Stricken in die Höhe
gezogen, so steht der Eingang offen; sobald man die Ketten locker
lässt, fällt die Thür durch ihr eigenes Gewicht wieder herab und
schliesst den Eingang. Sie wird also in horizontalen, nicht verticalen
Angeln bewegt (s. Viollet-Le-Duc I, 381 ff). Die Franzosen nannten
diese Art von Thüren bezeichnend "Tapecu". Eine solche Thür mag
die Flucht der Franzosen (Galligenae) gehindert haben, als Heinrich III.
von England 1217 Lincoln erstürmte. Matthaeus Paris erzählt die
Eroberung und wie schwer es der Besatzung geworden, zu entkommen:
„nam iiagellum portae australis, per quam fugerunt, quod ex trans-
verso fuerat fabricatum, fugientes n0n mediocriter impedivit. Etenim
quotiescunque aliquis adveniens et festinus nimis exire voluisset, opor-
tebat eum ab equo descendere et portam aperire; quo exeunte porta
statim recludebatur llagello ut prius posito ex transverso".
Der Thorwächter wohnte in dem Thorthurme selbst. Er hatte
den Eingang bei Tag und bei Nacht zu bewachen, und damit er von
der Pilicht der Wachsamkeit nicht abgelenkt werde, durfte seine Frau
nicht mit ihm zusammen wohnen, wie dies ja heute noch den Thurm-
wächtern zur Pflicht gemacht wird 1). In Friedenszeiten lebte da der
Pförtner ganz behaglich, hatte seine Bank vor dem Thore und konnte
da seine Freunde mit einem guten Trunke bewirthen 2).
Ausser den grossen stark befestigten Thoren legte man gern noch
versteckte Pförtchen an, die im Balle der Noth gute Dienste leisten
konnten. Es sind dies die „hä,l türlin"3), die poternes oder fausses
poternes 4).
1) Wigamur 839: Ausserhalb vor dem tor Was gemachet empor Ein vil claines
kemerlain, Darin mocht W01 gesein Des wachters Weib gewesen.
2) Sal. u. M01". 3395: Ein koph mit schonem luterdrang Er Morolff fur die
burg drug. Da Morolif gedrang, Der porbner saste sich zuo ym uff die banck.
3) Trist. p. 235, 8: Und bringe er uns diu phert her So ez schiereste muge
gesin Vür unser häl turlin, Dä, der boumgarte Hin ze velde warte. Cf. p. 239, 24.
4) Garin le Loherain I, p. 219: Tous les degTes ä. 1a poterne vint. Repaus
de Montauban p. 71, 37: Renaus a. 1a. poterne soavet avalee; p. 72, 6: A 1a,
fause poterne sissent lor aünäe; p. 95, 28: Del Palais s'en issirent par les amples
degres; Par 1a. fause poterne est el vergier entres. Elie de St. Gille 1405: Et:
desfreme -i- guieet d'une fauce posterne. Godefroid de Bouillon 27265: Et issy
de Damas pour chrestiiens tuer Par une fausse voie oü il sot bien aler; 32032: Par
une fausse porte issy lariveement.