Volltext: Das höfische Leben zur Zeit der Minnesinger (Bd. 1)

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VII. 
Baucrnhochzeit. 
oder weniger angeheitert sind. Nach der Mahlzeit setzen sich zwei 
der vornehmsten Bauern zur Braut und nehmen die Geschenke in 
Empfang; einer giebt Geld, der andre ein Bettbrett, ein dritter eine 
Schwinge. Ein Spiegel, ein Spinnwirtel, ein Gurt, ein Krug, ein Kamin 
wurde da zum Geschenke gebracht. Der Koch giebt ihr ein(en) Heller, 
Metzi Vollebruch ein hänfenes Aermeltuch, Bärschi der Uebele einen 
Melkkübel. Die beiden Bauern, Welche die Geschenke angenommen 
haben, zählen zusammen, was sie erhalten, und der Werth von allem 
beträgt dreissig Pfennige. Der Vater der Braut dankt dafür und heisst 
den Spielmann einen Tanz aufspielen. Auch der Spiehnann wird jetzt 
beschenkt. Ein Bauer giebt ihm eine Jupe, die vor sechs Jahren neu 
war, ein andrer einen Hut, den er vor neun Jahren um vier Prisgöer 
gekauft kat. Zwei Handschuhe (hantel?), einen alten Mantel, zwei 
rindslederne Bundschuhe, eine ungewaschene Unterhose, eine Schüssel 
Bohnen, zwei alte Breisgauer (prisger, Geldstücke), eine kranke Henne: 
das bekommt der Spielmann von den-freigebigen Bauern. Mehrere 
Knechte geben zusammen immer zwei einen Heller, aber Wälti Snupfer 
muss splendid sich zeigen („muoz hant von ars lan") und schenkt 
vier Helblinge, lässt ihn aufspielen und führt die Braut zum Tanz 
unter die Linde. Da springen die Bauern, dass ihnen das Stroh aus 
den Schuhen fallt. 
Wie gewöhnlich bei solchen Bauerntänzen entsteht endlich Streit, 
die Schwerter werden gezogen und es entspinnt sich eine tüchtige 
Schlägerei, bei der viele verwundet werden. Der eine ist in den Mühl- 
bach geworfen worden und hat sich aus Rache beim Müller einen 
Spiess geborgt, mit dem er sieben tödlich verwundet, und dann dauert 
die Schlägerei fort, bis endlich die anderen Bauern sich ins Mittel legen 
und Frieden gebieten. S0 endet Metzen Hochzeit.
	        
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