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VII.
Baucrnhochzeit.
winwahs (Weingarten); wie wol man den tut, Doch ist zwivel ob sie
besten Und mit gutem ende uz gen" (Renner 12614).
Die Bauern hatten die bürgerliche Form der Eheschliessung noch
länger festgehalten, als dies in den adligen Kreisen geschehen war.
Den ältesten Bericht über eine solche Trauung überliefert das Gedicht
vom Meier Helmbrecht (hgg. v. Fr. Keinz, München 1865). Der Räuber
Helmbrecht hat seinem Spiessgesellen Lemberslint die Hand seiner
Schwester Gotelint zugesagt. Als Morgengabe hat der Freier drei
Ballen gestohlener Kleiderstoffe versprochen. Die Braut wird in das
Haus ihres zukünftigen Schwiegervaters geführt und dort mit Lember-
slint getraut. Beide treten in einen Ring und „ein alter grise, Der
was der Worte wise, Der kunde so getaniu dinc" fragt erst den Mann,
dann das Mädchen, jeden drei mal, ob sie einander zur Ehe nehmen"
wollen. Als sie beide diese Frage bejaht hatten „dö gap er Gotelinde
Ze wibe Lemberslinde Und gap Lemberslinde Ze manne Gotelinde.
Si sungen alle an der stat: Üf den fuoz er ir trat". Dieser Tritt auf
den Fuss hat wohl eine rechtssymbolische Bedeutung, bezeichnet dass
der Mann von seinem Weihe Besitz ergreife (vgl. J. Grimm, RA. 142).
Darauf wird getafelt und endlich von Braut und Bräutigam der Spiel-
mann beschenkt. Bevor die Ehe vollzogen werden kann, werden die
särnmtlichen Räuber gefänglich eingezogen (1487-1613).
Vollständiger ist die Schilderung einer Bauernhochzeit, welche
uns durch das Gedicht "Von Metzen hochzit" (Lassberg, Liedersaal lll,
399) überliefert wird. Mag dieses Gedicht auch vielleicht erst dem
vierzehnten Jahrhundert angehören, so glaube ich doch von demselben
hier Gebrauch machen zu (lürfen, da die dargestellten Situationen leb-
haft an Nitharts Erziihlungeri erinnern und gerade in diesen Gesell-
schaftskreisen die Sitten viel weniger schnell sich ändern, als bei den
vornehmen, der Mode stets mehr zugänglichen Leuten.
Der junge Maier Biirschi (Bartholomiius) will seine Geliebte Metzi
heirathen. Er wie sie wählen sich eine Anzahl biderber Leute als
Trauzeugen; der alte Nudung fragt erst ihn, dann sie, ob sie einander
zur Ehe nehmen wollen. „Alsus mit i1' baidei- gir Wart diu e ge-
schaffen An schuoler und pfaEen". Sie bringt mit drei Bienenstöcke,
eine Stute, einen Bock, ein Kalb, eine halbe Kuh, Ferkel. Er (lagegeu
sichert ihr zu einen Juchart Landes mit Flachs besät, einen Malter
Hafer, zwei Schafe und einen Hahn, vierzehn Hennen und ein Pfund
Pfennige. Dies geschah an einem Montag, und man beschloss, den
Abend noch die Hochzeit zu feiern und zvmr in Biirschfs Hause, da
dies am geräumigsten war. Darauf lud man die Nachbarn und Ver-