Kroninsignien.
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über seinem Haupte. Drei Grafen aber von den edleren in England
trugen drei Schwerter in goldenen Scheiden. Als sie aber so zu den
Stufen des Altares gekommen waren, kniete der König nieder, den
Stab in der Linken, das Scepter in der Rechten haltend. Nach Be-
endigung des Gesanges sprach der Erzbischof das „Domine salvum
fac regem, Mitte ei Domine, Esto ei Domine, Dominus vobiscum, Ore-
mus, Quaesumus omnipotens Deus ut famulum". Darauf kehrte er
auf die Stelle zurück, WO der Königsthron bereit War, indem ihn der
Erzbischof von Canterbury zur Rechten, der von London zur Linken
führte. Nachdem darauf der Erzbischof die bischöflichen Gewänder
und das Pallium angelegt hatte, wurde die Messe begonnen. Nach
dem ersten Gebet wurde die Collecte für den König gesprochen, da-
rauf das "Christus vincit" von drei Personen. Nach dem Evangelium
wurde er von den Bischöfen zur Opferung geführt. Beim Hin- und
zurückgehen wurden Kerzen und das Pallium (EI) vor ihm hergetragen.
Nach der Messe ging der König zur Communion. Sobald dies alles
beendet war, führte ihn der Erzbischof, der das Pallium abgelegt hatte
und mit Casula und Chorkappe bekleidet war, nach dem Palast. Der
König aber nahm eine leichtere Krone und sass zu Tische mit den Bi-
schöfen und Grossen des Landes." Es wird also immer ein Unterschied
gemacht zwischen der Reichskrone, die nur bei ausserordentlichen Ge-
legenheiten, also beim Regierungsantritt vonidem Fürsten getragen
wurde, und den leichten minder kostbaren Kronreifen, welche die M0-
narchen für gewöhnlich, zumal an Festtagen gebrauchten.
An solchen Festtagen erschienen die Fürsten immer noch öffent-
lich mit Scepter und Krone geschmückt 1). Die ausführlichste Schil-
derung der Krönungsinsignien des deutschen Reiches hat Fr. Bock
in seinem Prachtwerke „die Kleinoden des heiligen römisch-deutschen
Reiches" (1864), dann ohne Abbildungen im zweiten Bande (1857) der
Mitth. der k. k. Commission p. 53, 85, 124 gegeben; ebendaselbst
p. 146, 171, 201 bespricht er die Kroninsignien von Ungarn, und
bildet p. 202 die Stephanskrone ab. Die sogenannte Krone Karls
des Grossen, jetzt im kaiserlichen Schatz in Wien, ist ein Erzeugniss
sicilianischer Industrie; der Bügel stammt erst aus der Zeit Kon-
rads IV. (abg. von Fr. Bock, Mitth. XIII, 43). Im Aachener
1) Herz. Ernst 5911: In daz münster fröne Der keiser under kröne Bi der
küniginnen stuont, Als si ze höchgezite tuont. Ein bischof vor in messe sanc.
Ren. de Mont. p. 46, 29: Le jor 130rta corone Pempereor vaillant; p. 136, 11: Cel
jor porta. corone li rois posteis.
Sohultz, höf. Leben. 1. 33