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VII.
des englischen Königs.
Krönung
in goldgestickten Sandalen und wird nun vom Erzbischof von Canter-
bury an Haupt, Schultern und am rechten Arm gesalbt. Dann wird
ihm aufs Haupt ein, geweihtes Leintuch gelegt und ein Hut (pileus)
aufgesetzt. Nachdem er die königlichen Gewänder, Tunica und Dal-
matica angelegt hat, überreicht ihm der Erzbischof das Schwert, das
er zur Unterdrückung der Feinde der Kirche führen soll. Darauf
schnallen ihm zwei Grafen die Sporen an; er legt den Königsmantel
an. Der Erzbischof beschwört ihn nun bei Gott, die Königswürde nicht
anzunehmen, wenn er den feierlichen Eid nicht zu halten gedenke,
und dann empfängt der König die Krone vom Altare, reicht sie dem
Erzbischof und wird von demselben gekrönt; das Scepter hält er in
der Rechten, den Königsstab in der Linken. Nach Beendigung dieser
Cärimonie wird er von den Bischöfen und Baronen unter Vortragung
des Kreuzes, der Lichter und der drei Schwerter nach seinem Kirchen-
stuhl geführt und hört dort die Messe, wird dann nochmals zum Offer-
torium und zur Pax in Procession geleitet und kehrt endlich in den
Chor zurück, wo er die Krönungsinsignien ablegt, leichtere Gewänder
anzieht und die schwere Krone mit_ einer leichteren vertauscht, und
begiebt sich dann zum Frühmahle.
Es stimmt nicht recht mit diesem Berichte die Mittheilung des
Gervasius Dorobornensis, der zum Jahre 1194 erzählt, dass bei der
nochmaligen, nach der Rückkehr aus der Gefangenschaft auf Rath des
Erzbischofs von Canterbury vorgenommenen Krönung des Königs man
die Form dieses Actes ganz vergessen und erst in Canterbury, wo
der König Stephan gekrönt worden war, sich Raths erholt habe. Wie
dem auch sei, die neue Krönung fand zu Winchester am 17. April
1194 statt und wird von dem eben genannten Autor folgendermassen
geschildert: "Zuerst ging der Erzbischof, die Bischöfe und andre im
heiligen Ornat, gefolgt von den Haufen (der Kleriker) in das Zimmer
des Königs, wo auf einem ausgebreiteten Teppich der königliche
Ornat, nämlich der viereckige golddurchwirkte Mantel, die Tunica,
die Sandalen, die Armbänder, das Schwert, die Sporen, der Stab, das
Scepter und die Krone ausgebreitet waren, und wo der König be-
kleidet wurde. Nachdem diese Kleider angelegt waren, gab der Erz-
bischof dem Könige den Stab in die Linke, das Scepter in die Rechte,
auf das Haupt aber setzte er ihm die Krone und sprach das Gebet:
Coronet te Dominus. Nachdem darauf von dem Sänger das Respon-
sorium „Honor, virtus" begonnen war, gingen alle in Procession nach
der Kirche, der König zuletzt; vier Barone trugen vier brennende
Kerzen vor ihm her, vier andre Barone an vier Stäben einen Traghimmel