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VII.
deutsciaen
des
Krönung
Kaisers.
beide Hände auf den Altar und schwört erst lateinisch dann deutsch
[den Königseid]. Nach diesem Eide führen die Erzbischöfe von
Mainz und Trier den König nach seiner Estrade, dem königlichen
Sitze; die Geistlichkeit singt ein Responsorium (hier wird der König
zum Simon- und Juda-Altare in der Aachener Kirche geführt).
Wenn das Alles zu Ende ist, wird, wenn die Königin zugegen ist,
dieselbe zum Altar vor den Erzbischof von Köln geführt, sie fallt nie-
der und der Erzbischof spricht über sie den Segen. Hier wirft sich
die Königin lang in Kreuzesform nieder, und wieder spricht der Erz-
bischof über sie den Segen. Darauf entblössen die dienenden Damen
die Brust der Königin, und der Erzbischof salbt sie circa precordia
pectoris mit dem heiligen Oele und spricht. Dann setzen die Erz-
bischöfe von Köln, Mainz und Trier ebenfalls die Krone auf das Haupt
der Königin und sprechen. Nach diesem Gebete kommen die Ka-
pellane der Königin und wischen mit reiner weisser Wolle das heilige
Oel von der Brust ab; die Dienerinnen ziehen sie darauf wieder an,
und sie wird zum König zurückgeführt und sitzt wie vorhin zur Linken
desselben; der Klerus singt: Te deum laudamus. Darauf wird eine
lange Lection aus dem Matthäus-Evangelium vorgelesen und die Messe
beginnt. Bei dem Offertorium opfert erst der König, der das Scepter
in der Hand hält, dann die Königin, darauf die Fürsten und zwar zu-
erst die Erzbischöfe von Mainz und Trier, endlich die anderen wäh-
lenden Fürsten nach Rang und Amtsstellung. Nach Beendigung der
Messe werden, wenn bestimmte Reichsgeschafte zu dieser gewöhn-
liehen Stunde zn verhandeln sind, dieselben verhandelt."
Die Formalitäten der Kaiserkrönung sind gleichfalls genau ge-
schildert (s. Coronatio Romana, MG. Leg. ll, 187 Hi). Bei der Krö-
nung Heinrichs VI. am 15. April 1191 wurde folgendes Gärimoniell
beobachtet: „Es beginnt die römische Ordnung, den Kaiser zu Weihen,
wenn er_ vom Papste in der Peterskirche am Mauritius-Altar die Krone
empfängt. Am Sonntage steigt der Erwählte mit seiner Gemahlin [vom
Monte Mario] herab nach der Kirche Sancta Maria Transpontina, die
jenseits des Tibers liegt; hier wird er vom Stadtpräfecten und dem
Lateranensischen Pfalzgrafen mit Ehrenbezeigungen empfangen, seine
Gemahlin vom Oberrichter und Schatzmeister [a dativo iudice et arca-
rio]; und er wird, während die Kleriker alle, angethan mit Kappen,
Planeten, Dalmatiken und Tuniken, Weihrauchfasser tragend, singen,
durch den Porticus bis zur Estrade der oberen Etage geleitet, die zu
Häupten der Treppe gelegen ist, vor die ehernen Thüren [der Kirche]
von Sancta Maria in Turri. Hier sitzt der Papst auf seinem Sessel;