Volltext: Das höfische Leben zur Zeit der Minnesinger (Bd. 1)

Krönung des deutschen Königs. 
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und des Kaiserthums glücklich zu führen geruhest" „bitten wir dich". 
Dann nehmen jene beiden Geistlichen die Litanei wieder auf und be- 
enden sie. Nach dem Ende der Litanei steht der Erzbischof von 
Köln auf und der König gleichfalls. Der Erzbischof legt nun 
dem Könige die üblichen Fragen vor und der König bejaht sie, in- 
dem er zwei Finger der Rechten auf den Altar legt. Darauf wird er 
wie vorhin wieder an den Altar geführt, und der Erzbischof von Köln 
fragt die Fürsten Deutschlands, indem die Geistlichkeit und die Laien 
ringsum stehen: „W0llt lhr diesem Fürsten und Regenten Euch unter- 
werfen, seine Regierung befestigen, durch Treue sichern, seinen Be- 
fehlen gehorchen, wie der Apostel sagt: ein Jedermann sei nnterthan 
der Obrigkeit, sei es dem Könige oder dem Vornehmen [precellenti]?" 
Auf diese Frage erwidern die Erzbischöfe von Mainz und Trier, die 
Fürsten Deutschlands, die Geistlichkeit und das anwesende Volk: „J a, 
ja, ja". Und weil der König als ungelehrter Mann und Laie die be- 
sagten in lateinischer Sprache gestellten Fragen und Antworten nicht 
versteht, so erklärt der Erzbischof von Köln entweder selbst oder 
durch einen dazu bestellten Geistlichen die Fragen und Antworten 
dem Könige in unserer Volkssprache, das heisst deutsch. Darauf fällt 
der König wieder lang nieder, und der Erzbischof von Köln spricht 
über ihn folgenden Segen.   Dann steht der König wieder auf, und 
der Erzbischof von Köln salbt mit dem heiligen Katechumenen-Oele sein 
Haupt, die Brust zwischen den Schultern, beide Armgelenke in der 
Schultergegend und spricht.   Nach dieser Salbung sind sofort die 
Kapellane des Königs zur Hand und wischen mit ganz reiner Wolle 
alle die Stellen ab, die der Erzbischof von Köln mit dem h. Oele ge- 
salbt hat. Dann wird der König zu einem Schranke geführt und man 
legt ihm die Sandalen, die Alba, die Stola, letztere über die Brust 
gekreuzt, an; aber einen Chormantel [cappa] nimmt er nicht um; so 
kehrt er zu seinem Sitze am Altare zurück. Nun folgt eine lange 
Rede des Kölner Erzbischofs. Darauf reichen die Erzbischöfe von 
Köln, Mainz und Trier dem Könige gemeinsam das Schwert (die 
Königsinsignien werden in bestimmter Reihe gegeben und zur Linken 
des Altars lvorher] hingelegt); der Kölner spricht.   Der König gürtet 
das Schwert um. Nachdem er mit dem Schwerte umgürtet, empfängt 
er von dem Kölner die Armspangen, den Königsmantel [pallium] und 
den Ring.   Sodann giebt ihm derselbe das Scepter und den Reichs- 
apfel. Dann setzen ihm die Erzbischöfe von Köln, Mainz und Trier 
gemeinsam die Königskrone -auf und sprechen.   Darauf führen die 
Erzbischöfe von Mainz und Trier den König zum Altare. Er legt
	        
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