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VII.
Beilagen
Die Braut
wird
Bmutkammer
geführt.
Da erfolgte nun das Beilagen Sogar wenn Kinder verlieirathet
werden, beobachtet man diese Sitte. Die Tochter Rudolfs von Habs-
burg Guote ist, wie sie den König Wenzel von Böhmen heirathet,
noch ein Kind, und ihr Gatte ist ebenso noch ein Knabe; sie erzählt
ihm von ihren Puppen, und er von seinem Falken; aber trotzdem
werden sie des Nachts zu einander gelegt 1).
Gewöhnlich 2) wartete man mit dieser Vollziehung der Ehe, bis
der Abend angebrochen war. Dann wurde mit Musik, von den Freunden
geleitet, die Braut in die Brziutkammer geführt 3). In Frankreich wurde
das Ehebett noch besonders durch den Priester eingesegnet 4); in Deutsch-
land scheint diese Sitte nicht heimisch gewesen zu sein; es wird hier
aber noch ein Brautsegen erwähnt, den die Geistlichen über das junge
Paar sprechen, nachdem dasselbe bereits ins Bett gebracht ist 5). Die
Damen von1 Hofe begleiten meist die junge Frau; ihre nächsten An-
gehörigen helfen ihr beim Auskleiden 5), sprechen ihr Muth zu und
geben ihr manchen guten Rath7); oft sind auch der Vater der Braut,
redeten mit den frouwen. Suineliche gierigen schouwen Diu palas und die torne.
Die daz täten gerne, Si sägen die keinenäten Herlichen beräten Mit sidenen uni-
behangen, Breiten unde langen, Nüwe unde zierlich. Nidene was der esterich Mit
tepichen gespreitet, Herliche bereitet.
1) Ottokar CLXXIV: Sy redten chindleich. Ir Wirte do dew lnaid Von ir tok-
chen sait, Wie die wern gestalt. D0 enkegen er ir vorzalt, Waz sein sprincz het
gevangen; vgl. CLXXV. H. Elisabeth 622: Zu bette man nu legete mit gudeni
underscheide Die jungen kinder beide, Den knaben und daz magedin, Alse iz
ein zeichen suolde sin Ein fuorspil und ein bilde.
2) Rudolf von Oesterreich heirathet Blanca, die Tochter Philipps des Schönen
von Frankreich. Ottokar DCCIII: Nach des Landes sit Leget man gesellchleich
Dem fursten jung und reich Die junckfrawen zue. Ex daucht im nicht zu frue
Wie die sunne n0ch'schein.
3) Titurel 1795: Mit schonheit wart verendet der teg so freudenriehe, Dar
nach so wart gesendet zu den herbergen schon und lobelichen Ie die brut mit
ein scher gesellet, Vil suzzer videlere und ander done wurden wol erhellet; 1796:
Artus mit fuersten grozze orgilus beleitte.
4) Aye d'Avignon p. 127: Quant vint im Pavespree qui fu apres souper Et on
ot fet dame Aye en sa chambre mener Lui et le roi Ganor Devesque vrb
Pestole ä son col afubler; Lor lit vint beneir le soir apres souper, Puis on a. fet
1a chambre widier por reposer. Durmars 15155: Li evesques de Limeri Segna
lor lit et benei. Cf. Berthe p. 19, 23.
5) Heinrich und Kunegunde 877: Ze bette sie si brähten, Die bischove bedähten
Sie mit dem brütsegene.
6) Gaufrey p. 223: Passe Rose couchirent les dames du roion.
7) UvciLTürl. Wilh. d. H p. 148: D0 man si an daz bette trug, Die kuningin
wart gepriset gnug In eyn heinde als ich vor sprach. Da doch man vollenclichen
such, Swaz si libis an daz bette brahte. Ir iklich nu gedahte Zu lernde si zu