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VII.
Gäste.
Zeit
der
Trauung,
nicht "nur die eingeladenen Gäste drängten sich da; von nah und fern
waren Schaaren Schaulustiger zugeströmt und es hatten sich Haufen
von fahrenden Leuten, Sängern, Musikern, Akrobaten u. s. W. zusammen-
gefunden, die bei einem solchen Feste eine reiche Ernte zu halten
hoffen durften 2).
S0 wimmelte es in der Stadt, in der Burg, in der Umgebung von
Gästen, Schaulustigen und allerlei Volk. Der Bräutigam, der von Spiel-
leuten begleitet mit Musik einzog, fand schon eine grosse Menge vor;
die Häuser waren ihm zu Ehren auf den Strassen, die er zu durch-
reiten hatte, mit prächtigen Stoffen behängt; Frauen und Mädchen in
ihrem besten Putze sassen an den Fenstern oder auf den Söllern, den
Gast festlich zu empfangen 3).
Die Trauung fand in Frankreich meist am frühen Morgen statt.
Die Synode von Rouen hatte 1072 beschlossen, dass das Brautpaar
nüchtern eingesegnet werden sollte 4). Bei Chrestien de Troies l1ei-
rathet in der That ein Paar schon um 9 Uhr Morgens 5') und auch
nach Gerberts Interpolation findet die Trauung des Perceval gleich
nach der Frühmesse statt In Deutschland scheint man in der Wahl
der Stunde nicht so beschränkt gewesen zu sein: die Vermählung des
Siegfried mit der Kriemhild, die des Tristan mit der lsolde Weisshand
findet gegen Abend statt.
1) 1236 bei der Hochzeit Heinrichs III. von England: Convenerunt autem
VOCiLttL ad eonvivium nuptiuruni twntzm nobiliiun inultitildo utlriusque sexus, hanta,
religiosoruin nlllllCYOSitkLS, tanta. plebium laopulositns, tantn histrionum variebas
quod vix eos civitas Londonianrum sinu suo czupnci eomprehenuleret. Matth. Paris.
2) Eneit p. 344, 19: Die spihnan und die gerenden diet Die versümden sich
niet, Die werltlichen lüte. Daz täten sie noch hüte, Dä. solich höehzit Wäre: Ge-
friesehen sie daz märe, Si zogen allenthalben zö. Alsö täten si ouch dö, Die ez
heten vernomen. Si mohten gerne dar komen Und vil fröliehe, Wan si dä wor-
den riche, Alsö daz billich was.
3) Eneit p. 337, 36: Zü den selben ziten Reit der here Eneas Ze Lziurente als
im lieb was Mit härlichem gedrange, Mit phifen und mit gesange, (p. 338, 1) Mit
trumben und mit seitspile. Grözer froude was dä vile. Dö frowete sich der Tro
ifbn. Die porten worden im üf getän, Daz her in solde riten. Her such ze laeiden
siten Einen wech vil langen Mit phelle behangen; Her sach dä sitzen unde stän
Manege maget wol getän Und manech wol getänez wib, Die wol heten ir lib
Gezieret näch ir lantsiten.
4) Ordericus Vitalis 1. IV, c. 9: Item ne nuptiae in occulto fiant neque post
prandium; sed sponsus et sponsa jejuni a. saeerclote jejuno in monastexio benedi-
cantur.
5) Percev. 37088: Uendenmin ont 1a noce faite Angzois ke tierce fust sounee.
6) S. Potvin's Ausgabe des Perceval V, 201 ff.