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Hochzeitvsfeier.
Vorbereitungen.
Die Vorbereitungen zur Feier einer Hochzeit sind schon interessant
genug. Unter Hochzeit (höchgezit) verstand man ein Fest im Allge-
meinen, zu dem viele Gäste eingeladen wurden und bei dem es an
Kurzweil aller Art, auch an Geschenken nicht fehlen durfte. Die präch-
tigsten Feste fanden statt, wenn eine Vermählung (brütlouft) gefeiert
wurde, und diesen Festfeiern ist denn schliesslich auch der Name
Hochzeit allein geblieben.
Von Nah und Fern lud man Freunde, Bekannte, Unterthanen und
Standesgenossen zu solcher Festfeier ein. Boten durchzogen das Land,
die Einladungen auszutragen. Da nun die ganze Gesellschaft von dem
Gastgeber erhalten werden musste, da jeder von ihnen nach Stand und
Würde endlich noch ein Geschenk beanspruchte, so musste der Braut-
vater rechtzeitig die umfassendsten Vorkehrungen treffen; Proviant
wurde angeschaüt, ganze Herden von Schlachtvieh angetrieben. Bei
Ottokars von Böhmen Hochzeit werden an Futter für die Pferde allein
fünf Haufen angefahren, jeder so gross wie die Kirche zu Salhenaw,
dann feiste Rinder, Schweine, Kleinvieh, Wildpret, 1000 Mutt Weizen
angeschafft und Hühner „als ob die Meisen und Sperlinge in Oester-
reich und Mähren Hühner gewesen wären 1).
Bei Alexanders des Grossen Hochzeit, die uns der Pfaffe Lamprecht
beschreibt, waren täglich dreihundert Schenken beschäftigt, täglich
wurden ausser Fischen, Geflügel, Wildpret in die Küche geliefert
dreissig Rinder, zehn Sumersazen, d. h. Stücke Vieh, die einen ganzen
Sommer auf der Weide gewesen sind, hundert Widder und ldreissig
Malter feinstes Mehl (simelen). Und dies Fest währte dreissig Tage 2).
Die historischen Nachrichten laestätigen diesen Aufwand. Als 1243
der Bruder des Königs von England Graf Richard von Poitiers die
Tochter des Grafen Raymond von der Provence zu London heirathet,
werden in der Küche dreissigtausend Portionen (oder gar Gerichte?
fercula) für die Gäste zubereitet 3). lm J. 1252 verheirathete Heinrich Hi.
von England seine Tochter zu York mit dem Könige von Schottland.
Der Erzbischof hatte sechszig Mastochsen geschenkt, und diese liefer-
ten ein einziges Hauptgericht 4).
Aber damit war es, wie schon oben bemerkt, nicht abgethan; der
1) Ottokar von Steier LXVI.
2) Alexanderl. 3854 ff.
3) Matth. Paris: in coquinali ministerio plum quam triginta millia ferculo-
rum prandentibus pambantur.
4) Matth. Paris: ex dono arehiepiscopi in ipso convivio plusquam sexaginta
boves pascuales unum fercululn primitivum et generale perfecerunt.