Volltext: Das höfische Leben zur Zeit der Minnesinger (Bd. 1)

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Da die Mauerthürme, wie schon bemerkt, die festen Stützen für 
die Ringmauer bildeten, ihre Zerstörung also noch viel verderblicher 
für die Insassen der Burg werden konnte, als wenn der Feind nur 
in die Mauer eine Bresche legte, so verfuhr man bei ihrer Erbauung 
mit grösster Sorgfalt. Gewöhnlich waren sie so angelegt, dass der 
vor die Mauer vorspringende Theil halbrund im Grundriss gestaltet 
war; der Mauerbrecher konnte einer runden Wand, deren Verband 
sich gegenseitig stützte, weniger leicht etwas anhaben, als wenn er 
eine ebene Fläche traf, auch konnte er nicht die Eckquadern aus- 
sprengen und dadurch das ganze Mauergefüge zum Wanken bringen. 
Wenigstens wurde, wenn selbst der Unterbau des Thurmes viereckig 
gebaut war, der obere Theil nach rundem Grundriss angelegt 1). Der 
Verband der Quadern war sorgfältig; entweder wurden die Steine mit 
Mörtel 2) verlegt oder man verband sie durch eiserne Klammern; die 
eingestemmten Löcher vmrden mit Blei ausgegossen und so eine be- 
deutende Festigkeit erreicht 3). Besonders wenn man immer drei 
Steine so verankerte, das heisst die neben einander in einer Schicht 
liegenden und den darüber gelegten Stein, welcher die untere Stossfuge 
deckte, mit Eisenklammern zusammenfasste, musste das Mauerwerk 
eine ganz respectable Widerstandskraft erlangen. Das Baumaterial 
war sicher mit Umsicht ausgewählt; man wird, wenn es irgend anging, 
nicht Ziegel verwerthet haben, sondern lieber einen festen Granit, 
lieber wohlbehauene Quadersteine als Feld- oder Bruchsteine. 
J e grösser die Quadersteine, desto Weniger Fugen hatte das Mauer- 
werk aufzuweisen, desto fester wurde der Bau. Man suchte daher 
recht grosse Blöcke zu erlangen, besonders wenn es sich um die 
Erbauung des Hauptthurmes, des Bercüit oder Donjon, handelte 4). 
Blanche Thürme hatten an und für sich schon kolossale Dimensionen, 
1) Blamcandin 853: Et 1a tors est bien quarree Et deseur est roonde et lee. 
Lau covreture et li cretel Furent mult engigneus et bel. Devzmt les portes sont les 
lices Et les grzmns portes couleices. 
2) R911], de 1a Charrette 6713: Si prist maeons et chzurpentiers; 67117: Si lor 
dit, qu'il li föissent Une tor et poinne i meissent; 6725: Liu comanda 1a. pien-e E: 
traire Et le merrein por km tor faire.  Liet von 'l'1'oje 1071: Beide kzmle unt 
52111113.  Titur. 4818: Molier von kalehe gemacht was da, zu werde kleine. 
3) Erec 7848: Es mgeten für die zinnen Türne von quädern g-röz, Der fuoge 
niht zesamne slöz Kein sandic phlaster: Si wärn gebunden vaster Mit isen und mit 
blie Ie drie unde drie Nähen zesamene gesat. 
4) Flore 4170: Den turn er erziuget hät Üz sö gTözen Steinen, Dez man vil 
küme ir einen Mit drin winden üf gezöch. 
	        
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