Volltext: Das höfische Leben zur Zeit der Minnesinger (Bd. 1)

Mitgift. 
Einholung. der 
Braut. 
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Wie Milisseildis, die Schwester des Grafen von Tripolis, 1161 den 
griechischen Kaiser Manuel heirathen soll, wird sie mit kostbaren 
Schmucksachen ausgestattet, erhält silbernes Geschirr in Menge u. s. w. 
Die griechischen Gesandten ziehen aber die Sache in die Länge, erkun- 
digen sich eingehend nach des Mädchens Sitten, nach ihrer Körper- 
beschaffenheit und berichten es nach Constantinopel. Endlich wird 
der ganze Plan aufgegeben; der Kaiser heirathet die Tochter des 
Fürsten Raimondl). 
Isabella landet in Antwerpen. und zieht dann weiter nach Köln. 
„Es kommen ihr iillßll alle-Priester und Geistlichen aus den umlie- 
genden Gegenden entgegen in feierlicher Procession, mit kostbaren 
Ornaten bekleidet, brennende Kerzen in schön geordneten Zügen 
tragend, unter Glockengeläute und Lieder der Freude singend. Unter 
ihnen fanden sich ein alle Künstler und Meister jeglicher Art von 
Musik mit ihren Instrumenten, welche die Kaiserin mit aller Hochzeits- 
freudigkeit auf der fünftägigen Reise bis Köln geleiteten. Als dort 
ihre Ankunft bekannt wurde, zogen, mit Blumen und Putz geschmückt, 
in Festkleidern gegen zehntausend Bürger aus der Stadt ihr ent- 
gegen, die auf kostbaren Pferden ritten und Ritterspiele wie bei 
einem Turnier auffiihrten (ad agiles cursus calcaribus adnioventibus 
coercebant, dum et cannas et hastas, quas ferebant in manibus, in 
alterutrum quasi in hastiludio confregerunt). Es kamen ihr auch 
(das Kunststück hatte man sich ausgedacht) Schiffe entgegen, die 
gleichsam auf dem Trocknen gerudert, aber durch Pferde gezogen 
wurden, welche versteckt, mit seidenen Decken behängt waren. In diesen 
Schiffen waren Geistliche, die mit wohlklingenden Orgeln eine sanfte 
Musik machten, und den Zuhörern niegehörte Melodien zu deren 
Staunen ertönen liessen." Der Zug geht durch die Hauptstrassen 
Kölns, und damit die Damenauf den Söllern sie besser sehen können, 
1) Willelmi Tyrensis Arehiep. Historia wer. in part.tra.ns111a.1'. gest. 1ib.XVIII, 
cap. 31: Praeparantur interea virgini tanto culmine destinatae a matre et amita, 
fratre et amicis omnibus im1nens0run1 sumptuum ornannealta et modum nescientia 
supra. vires regias: murenulae, inaures, spinteres et periscelidae, annuli, torques 
et coronae ex auro purissilno; vasa quoque argentea. immensi ponderis et magni- 
tudinis inauditae ad usum coquinae, escarum et potuum et lavacrorum obsequium 
praeparantur, exceptis fraenis, sellis; et ut breviter dicatur, omnilnoda supellec- 
tile.   Interea dum Graeci singula ad unguem perscrutantur et rimantur inte- 
rius de moribus puellae, de occultarlnn corporis partiunl dispositione (in 
der altfmnzösisehen Uebefnragung lautet dieser Passus: sovent 1a voloient o'1'r 
parler et 1a fesoient aler toute desfubläe), dum nuntios frequentes ad Imperato- 
rem dirigunt et eorum praestolantur recursus, zulnus efüuxit. 
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