Volltext: Das höfische Leben zur Zeit der Minnesinger (Bd. 1)

Heimliche 
Zusammenkünfte 
Liebenden. 
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Schritten des Liebespaares nach und öffneten dem betrogenen Ehemann 
die Augen 1). Das sind die Merker, die von den Dichtern als so böse 
Menschen geschildert werden 2). Deshalb war die grösste Heimlich- 
keit von Nöthen; dass der Liebhaber selbst sich nicht seines Glückes 
rühmte, (las verstand sich von selbst. Der Winsbeke ermahnt schon 
seinen Sohn  "Sun, du solt sinnecliche tragen Verholn din minne- 
vingerlin, Din tougen niht den tumben sagen: Daz zwain ist reht, ze 
wit ist drin." Aber leider mussten meist noch Andere ins Ver- 
trauen gezogen werden; die Dienerinnen wussten um die Abenteuer 
ihrer Herrin; den Knappen, die den Ritter begleiteten und sein Pferd 
bewachten, konnte es nicht verborgen bleiben, kurz die Gefahr, ver- 
rathen zu werden, war immerhin gross. Welche Listen Tristan an- 
wendete, um ungestört mit lsolde zusammenzntrefen, ist in dem be- 
kannten Epos zu lesen; durch Nachschlüssel gelangt Kaedin zur 
Gemahlin des Na1np0tenis3); Ulrich von Lichtenstein klettert an einer 
Strickleiter zum Balkon seiner Geliebten und ündet da nicht einmal 
ez wzer sin reht. Der besneit in an dem libe, Daz er decheinem wibe Mac ze 
schimpfe niht gefrumn.  12-18 dringt ein vornehmer Ritter, Godefridus de Miller's, 
auf Verabredung in das Zimmer der Tochter des Johannes Brite, wird da eon- 
sentiente meretricula gefangen, geschlagen, endlich mit gespreizten Beinen an die 
Balken gehängt, der Genitalien beraubt und halbtodt hinausgeworfen. Johannes 
Brito wird in Folge dessen auf ewig verbannt. Einem clericus elegantissimus 
passirt dasselbe Unglück. Da steuert dem der König: „voce praeconica jussit pro 
lege acclamari, ne praesumat quis nisi pro conjuge adulterum  adulte- 
rium) membris mutilare genitalibus." Matth. Par.  Petrus deVineis (Epist. 
1. V, 9) befiehlt einen Bauern, der die Gemahlin seines Herrn und deren Magd, 
die beide seinem Schutze anvertraut waren, verführt hat, ,vasis seminariis mu- 
tilari." 
1) Eine Dame aus dem Vermandois verliebt sich in Couei und macht ihm 
vergeblich Avancen. Sie spionirt und erfahrt dessen Liebe zur Dame de Fayel, 
theilt ihre Wahrnehmungen dem Gemahle der Dame mit und bringt Couci in eine 
sehr kritische Lage, aus der er nur durch die Gesellschafterin seiner Geliebten, 
die alles auf sich nimmt, befreit wird. Couci sinnt auf Rache; bei einer Reise zu 
einem Turnier kehrt er bei ihr ein, macht ihr eifrigst den Hof und erhält von 
ihr ein Kopftuch, das er mit Ruhm beim Turnier tragt. Auf der Rückkehr ver. 
langt er seinen Lohn; ein Rendezvous im Walde wird ihm zugesagt. Er versteckt 
nun an der Stelle seinen Knappen Gobcrt und die Freundin seiner Geliebten, die 
Miinnerkleider angelegt hat; bringt dann die Dame so weit, dass sie bereit ist, 
ihm alles zu gewähren, und da verschmäht er sie und halt ihr eine Strafpredigt. 
Die Zeugen haben ihre Niederlage mit angesehen, und so schleicht sie beschämt 
zum Schlosse zurück. Chast. de Couci 5823. 
2) Walther von der Vogelweide p. 98: Von den merkeeren kan nü nieman 
liep geschehen. 
a) HvF. Trist." nass H. 3973 e:
	        
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