verheiratheten
Liebesintriguen mit
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den sie das Edelfräulein zu stolz, zu zurückhaltend, so gewährte ihnen
vielleicht eine Zofe oder Bauerndirne eher Gehör 1). Aber so recht
modemässig war das alles nicht; wollte der Ritter auch in dieser Hin-
sicht ganz den Begriffen von Cavztliersideen genug thun, so musste er
eine verheirathete Frau ihrem Manne abspänstig machen; jedes Rendez-
vous war dann mit Gefahren erkauft und musste mit Schlauheit und
Muth erst erkämpft werden. Ueber die moralische Verworfenheit des
Ehebruchs sind auch die damaligen Dichter vollständig klari), aber
trotzdem War es Mode; erst durch solche Triumphe konnte ein Ritter
sich auch auf diesem Felde als unwiderstehlich erweisen.
Die Bekanntschaft wurde bei einem Turnier oder bei einem an-
deren Fest gemacht 3); der Ritter hatte den Preis erworben und war als
Held gefeiert worden, sein Name, sein Aeusseres war der Dame seiner
Wahl wohl bekannt geworden. Nun beginnt die Zeit der Werbung;
oft genug mag auch wahre Liebe, nicht bloss einfältige Renommisterei
der Grund jenes Verlangens gewesen sein. Der Verliebte schneidet
den Namen seiner Dame in die Rinde der Bäume ein 4), er küsst ihre
1) Die Geliebte des Gottfried von Nifen (XXX): „diu daz wazzer in kruegen
Von dem brunnen treit", bekommt seinetwegen von ihrer Herrin Schläge; er er-
setzt ihr mit einem Schilling und einem Hemde das Geschenk, das sie von ihrer
erzürnten Herrin nicht mehr erwarten darf (HMS. I, 55). Her Steinmar hat
eine Geliebte, die von ihm die Leinwand, das Paar Shhuhe, den Schrein ver-
langt: "So wil ich inch zuo mir uf den strou sac lan, So mag er wol wiegelonde
gan" (XI, 3; HMS. II, 158); Eine dirne, diu nach krute Gat, die han ich z'einem
trute Mir erkorn (HerSteinmar VII, 1; HMS. II, 156). Und die Freundin des
Herrn Vriderich des knehts geht gar selbst im Winter barfuss (II, 1; HlVIS. II,
169). Mai u. Beail. p. 80, 33: Ich han etlichen lantman: Waere ez im alsus er-
gan, Daz im ein vrouwe weere kornen, Er haete ir guot vür si genomen, Swie
minneclich si waere gewesen: Er waere wol minnehall) genesen, Waere im daz guot
beliben. Er heete wol sine zit vertriben Mit den gebürinnen. Er gert niht höhe
minne. Ein Muster eines solchen Ritters, der den Bauerndirnen nachstellt, ist
Her Nithart von Riuwental.
2) Spervogel IV, 8 (HMS. II, 376): Swel man ein guot wiphat Unt feiner
ander(n) gat, Der bezeichent daz swin. Wie möht" ez iemer erger sin? Ez lat
den lutern brunnen Unt leit sich in den trueben pfuol: Den site hat vil manik
man gewunnen. Elie de Sainte Gille belehrt seinen Sohn Aiol, ehe derselbe
auf Abenteuer auszieht, Aiol 169: N'aies eure d'autrui feme enamer, Car chon
est uns pechies que dex mout het. Et se ele vous aime, laisiele ester. Beson-
ders ein Fürst sollte die Frauen und Töchter seiner Unterthanen nnbehelligt las.
sen, Künik Tirol 32 (HMS. I, 7): Sun, diner werden manne wip Und ir schoenen
töchter Iip, Nu huete, daz dir iht under brust In din herze kom der gelust, Da
mit du dinen werden man An ere mügest geswachen.
3) Ehemänner liessen deshalb lieber ihre hübschen Frauen zu Hause. Parz.
215, 2G_217, Ü.
4) 'l'roj, 784: 'l'ief1u1 des bounles rinden Begunde er sehoene buoßhstaben
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