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VII.
Amie.
einer Ämie ist, wie wir oben gesehen haben, auch geradezu gesetzlich
anerkannt 1); sie genoss alle mögliche Ehre, begleitete ihren Freund
auf Turniere, und ich habe nie gefunden, dass sie von anderen Frauen
etwa geringschätzig behandelt Würde 2). Die Maitresse eines Fürsten i!)
wird mit grosser Pracht umgeben, wie Ottokar (DCCLIV) von der
Geliebten des Königs Wenzel von Böhmen, Namens Agnes, erzählt,
die, von den Feinden des Königs bestochen, ihn endlich so krank
machte, dass er 1305 sterben musste 4). Freilich war die Maitresse
nicht davor sicher, dass sie nach dem Tode ihres Geliebten nicht allen
Delnüthigungen preisgegeben ward. Heinrich 11. von England hatte
seiner geliebten Rosamunde im Ohore der Klosterkirche zu Godstow vor
dem Altar ein prächtiges Grabmal errichten lassen. Es war mit Seiden-
stoifen bedeckt und Wachskerzen brannten rings un1 das Epitaphinm.
Nach dem Tode des Königs befiehlt 1191 der Bischof Hugo von Lin-
coln das Grabmal zu entfernen „quia scortum fuit et amor ille, qui inter
regem et illarn fnit, illicitus erat et adulterinus" (Bened. Petrobnrg. ed.
W. Stnbbs II, 231).
Einzelne Ritter hielten sich geradezu eine Art Serail, wie Ulrich
von Berneke, der nach dem Tode seiner Frau zwölf hübsche Mädchen
zu seiner Ergötzliehkeit im Hause hatte 5).
S0 lange die Ritter sich aus den nnverheiratheten Mädchen eine
Geliebte wählten, hatte Wohl keiner dagegen etwas einzuwenden. Fan-
1) S. 459, Anm. 5.
2) Hugues, due de Tabarie, heirathet die Sinamonde, mit der Bnudouin de
Buillon einen schon erwachsenen Sohn, den Bastard von Buillon, erzeugt hat.
Li bastars de Buillon 6290.
3) Anno domini 1265 hie Albertus (landgravius Thuringiae) multum laerse-
quebatur dominam Margarethaln (filiam Friderici II. imperatoris) propter quan-
(itblTl laedissequam et concubinam ejus, nomine Kunne von Ysenberg, quam dile-
xit (Chron. TGITELG Misnensis). Contigit quod idem Albcrtus eoncubinaan quan-
dmn ddumaret, pulchrzm Cunegundis dietam, de Ysenberg, quam publice et oeculte
multis LLIIIIiS tenuit (Ann. Veterocellenses, bei Mencken H,- 407).
4) Ottokar DCCLIV: Die chund videln und singen... Zwelf phert oder mei-
Zu dienst warn ir perait Und ain chamer wagen Muest ir mit tragen Ir klay-
der und ir klaynat D0 der kunig pey ir lag Und mynnigleiche ding phlngx
Damit er freud Wannd zu erwerben, Daz er davon muest sterben, Wann er fäulen
pegan An der staut, da. sich dy man Vor Scham ungern sehen lant. Dhainer ercz-
ney pzmt Chom vor Scham an in nie, Unez in der siechtumb ubergie.
5) Vitu B. Bertholdi Abbatis Garstensis c. XXXIV: Veniens ergo invenit in
dorno viri duodecim dominas, muliebri ornatu ad placendiun saeculn et snn tem.
porali doiniziio satis aunbitiose compositas: quarum singulns, quin conjux obiemt,
suo leeto ille vir pro libitu seinper udesse praecipiebat.