Gewaltthaten.
457
in ihre Bordelle. Und wenn diese etwa einzutreten sich weigerten,
so riefen sie gleich den Schinipfnamen "Sodomit" hinter ihnen her.
Denn dies ekelhafte und abscheuliche Laster hatte wie ein unheilbarer
Aussatz oder ein verderbliches Gift in dem Grade die Stadt ergriffen,
dass es für zuistiindig galt, sich eine oder mehrere Maitressen zu hal-
ten. Ja in einem und demselben Hause waren oben die Schulzimmer,
unten die Behausungen der Dirnen; im oberen Geschosse lasen die
Magister, im unteren trieben die Dirnen ihr schmähliches Gewerbe."
Ludwig der Heilige erliess ein scharfes Edict gegen die lüderlichen
Wirthschaften, das aber auch nur auf kurze Zeit von Wirkung war
Aber mit Gewalt ein Weib zu bezwingen, das wurde als ein
schweres Verbrechen angesehen und mit Todesstrafe geahndetl). In
England wurde, wer einer Jungfrau Gewalt anthat, geblendet und ent-
manntii). Trotzdem melden die Geschichtsschreiber recht häufig von
solchen Vorkommnissen 4). Immerhin war es schwer nachzuweisen, ob
1) Guill. de Neng. (Bouquet, Rec. XX, 394): Expellantur publicae meretrices
tiun de campo quam de villis. Quicunque domum publicae meretrici locaverit
meretricesque in suzt domo receperit, ciuentum valet pensio doinus uno anno bail-
livo vel laraeposito solvere teneatur. Vgl. Gesetz Ludwigs IX. vom J. 1254,
Art. 34 (Ordonnances des Rois de France l, 74. Paris 1723),: Die Güter der Dirnen
werden coniiscirt und ihnen nur der Pelz gelassen. Gesetz Ludwigs IX. vom J.
1256, Art. 11 (Ordonn. I, 79): ltern que toutes foles fammes et ribaudes connnunes
soient houtees et mises hors de toutes nos bonnes Citez et Villes, espeeiallement
qu'elles soient boutees hors des ruäs qui sont en euer des dites bonnes Villes et
niises hors des murs et loing de tous lieus Saints comnie Eglises et Cimetieres.
Et quiconque loöra maison esdites Citez et bonnes Villes et lieus ä. ce non esta:
blis ä, folles fammes coinmunes ou les recevra en sa. maison, il rendra et payerzl.
uux establis ä ce gztrder de per nous le loyer de 1a inaison d'un an.
2) Friderici U. et Heinrici Constitutiones; Heinriei regis treuga (1230, Jul. 6):
Rztptus sine oppressio irifginis per capitis decollationem punietur. Ann. Basil.
ztdannun11274: Juvenis quidam, quia irirginem vi cognovit, vivus sepelitur in C0-
lumbaria. Ann. Colmar. inaj. 1281: Hermafroditus exoculatur in Brisaco pro
eo, quod violenter voluit cognoscere mulicrem; 1301: Fuit in Slecistat iuvenis, qui
in pervo rivo Rheni fuit turpiter submersus, qui ante modicum temporis virginem
violenter tlefbmrat. Parz. 52T, 19: Man verteilte iinz leben unt sinen pris, Unt
daz man winden solt ein ris, Dar an im sterben wurd erkant Äne bluotige haut.
3) Labbe, Concil. XII, 1106. Concil. Lexoviense: Ut ei, qui virginem violet-
vcrit, eifodiantur oculi et genitalia praecidantur.
4) Bei der Verlobung der h. Elisabeth zu Ofen schäindet der Patriarch von
Aquileja, Berthold, ein Bruder der ungarischen Königin Gertrud, eine Gräfin. Die-
selbe klagt die Unthat ihrem Gemahl, welcher, da der Patiiarch sich durch die
Abreise seiner Rache entzogen hat, in das Schlafgemach der Königin eindringt
und dieselbe, weil er sie für mitschuldig hält, aufhängt. De fundetione mona-