Volltext: Das höfische Leben zur Zeit der Minnesinger (Bd. 1)

Hurdicia. 
war dieselbe den von oben herabfallenden, mit den Balisten im 
parabolischen Wurf geschleuderten Steingeschossen ausgesetzt, gegen 
die von den Belagerungsthürmen von oben herab gezielten Schüsse 
gar zu wenig gedeckt. Man pflegte in solchen Fällen über die ganze 
Mauer ein hölzernes Schutzdach zu erbauen. An manchen Burg- 
mauern sieht man noch heute unter den Zinnen viereckige Löcher, 
ähnlich den Rüstlöchern an den gothischen Backsteinkirchen, aus- 
gespart; in diese Löcher wurden starke Balken eingefügt, die weit 
über die Mauer hervorragten. Auf diese Horizontalbalken, die durch 
Bretterdielung verbunden wurden, setzte man hölzerne Säulen, im 
Inneren der Zinne wurden ähnliche Stützen aufgebaut; nach Aussen 
schloss man den Schutzbau mit einer starken Bretterverschalung, in 
der die Schiessscharten ausgespart waren, bekleidete Wohl auch die 
Bretter mit rohen Häuten, damit sie nicht so leicht von Brandpfeilen 
entzündet werden konnten, und schloss dies provisorische Verthei- 
digungswerk nach oben mit einem festen Dache ab. Der Fussboden 
dieser Schutzwehr konnte erforderlichen Falles theilweis aufgehoben 
werden und dann gewann man Oeffnungen, durch welche man auf 
den die Mauer zerstörenden Gegner geschmolzenes Pech, Schwefel, 
heisses Wasser herabgiessen konnte. Diese Schutzdächer heissen 
lateinisch hurdicia 1), französisch hourt, ourdeys  einen deutschen 
Terminus technicus für diesen Befestigungsbau habe ich nicht gefunden, 
vielleicht wurde auch das schon erwähnte Wort ärker in dieser Be- 
deutung angewendet. Die Construction beschreibt und erläutert durch 
vorzügliche Abbildungen Viollet-Le-Duc VI, 122. 
Noch immer aber erschien die Mauer, deren intacte Erhaltung 
für die Sicherheit der Burg von so eminenter Bedeutung war, nicht 
hinreichend geschützt. Um den Feind von der Annäherung an die Mauer 
wirksam abwehren zu können, musste man ihn, sobald er den Angriff 
auf dieselbe machte, mit einem Kreuzfeuer empfangen können. Dies 
erreichte man dadurch, dass man in angemessenen Abständen Mauer- 
thürme anlegte, die vor die Mauerfläche vorsprangen und aus deren 
Schiessscharten man die ganze Courtine bestreichen konnte. Schon 
1) Guilelmus Brito, Philippid. lib. VII (bei Duchesne p. 174): Et quae redde- 
bunt tutos hurdicia muros. 
2) Chev. zus -ij- espees 4244: Tant k'i1 vienent ä 1a. gnmt porte Des Inurs que 
les palais clooient A grans houdeis, et il voient Grams fosses plains cPy-awe et 
palis. Si passent le pont leveis Tant k'i1 sont en 1a cort entre.  Guiartv, Bmnches 
etc. I, 3701: Et met aus haiz du hourdeiz Lefeu ä poi de crieiz.
	        
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