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Erzähler.
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msäng
Sbnusse
uhrende
Sänge:
nen kaum zu erlangen. Deshalb zieht es der Graf ltleinrich von
Schvvarzburg vor, als er bei einer der Hofdamen der Gräfin von Cleve
das unvollendete Manuscript der lilneide des Heinrich von Veldeke
findet, dasselbe heimlich an sich zu nehmen und erst neun Jahre späa
ter dem Dichter seine Arbeit wieder zurückzugeben (En. p. 352, 19 ff).
An anderen Höfen gab es alte Herren, die solche Geschichten
vorzutragen verstanden. So lebte am Hofe des Grafen Arnold von
Guines ein Ritter Robertus Constantinensis, der von den römischen
Kaisern, von Karl dem Grossen, von Roland und Oliver und vom
König Artus zu erzählen wusste; Philippus de Mongardinio schilderte
die Thaten der Kreuzfahrer, berichtete von Jerusalem, der Eroberung
von Antiochia, von den Arabern und Babyloniern. Waltherus de Clusa
kannte die Geschichten und Fabeln der Engländer, von Gormund und
lsembard, von Tristan und lsolde, von Merlin und Marcolf, ja er wusste
die Geschichte seiner Heimath, die erste Erbauung von Ardres seinen
Zuhörern zu erzählen 1).
Und fand man solche Leute im Hause selbst nicht vor, so waren
sie doch nicht schwer zu erreichen. Aegidiirs Parisiensis erzählt in
seinem Carolinus, dass auf den Strassen mit Fiedelbegleitung die
Thaten Karls des Grossen gesungen wurden 2). Die Blinden sangen
vom hurnin Siegfried 3), und wer die Geschichte vom Dietrich von Bern
und vom Ecke vorzutragen Wusste, konnte sicher sein, dass ihm die
(lanklaaren Hörer den Wein bezahlten 4).
So war denn auch der fahrende Sänger auf der Burg ein will-
kommener Gast. Als Morolff in der Verkleidung eines Spielmannes
auszieht, legt er einen rothseidenen Rock an und nimmt die Harfe
in die Hand 5). Und Huon de Bordeaux trifft nach seinem unglück-
lichen Schiifbruche auf der Rückkehr mit einem Spielmanne zusam-
men, der ihn als Famulus engagirt. Er muss den Kleiderpack auf
den Rücken nehmen, dazu die Harfe und die Fiedel, und seinem Herrn
1) Lzunbertus Arclensis, Hist. Uomitum Ardensiuln et GhiSIIGIISiHDI 021,1). XCVL
2) Citirt von Kastner, danses des Morts, p. 247: De Karoli clau-i prueuhunu
prole Pipini, Cuius apud populos venerabile nomcn in omni Ore satis elaüs et
dccznntata per orbem Gcsta. solent melitis aures sopire viellis.
3) Titurel 3312: S0 singent uns die bLinden, daz Seifüt hurnein were, Durch
daz er uberwinden kunde ouch ein trachen fieisbere; Von des blut sin vel vor-
wandelt In horne starc verwappent.
4) Renner 10327: Swer von herrn ditreich von pern D0 sagen kann und von
hem ecken Und von den alten sturm recken, Für den giltet 1111111 (1011 W111.
5) Sal. u. Morolff 3700 ff.