Volltext: Das höfische Leben zur Zeit der Minnesinger (Bd. 1)

Hörner. 
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Wie wir schon gesehen haben (s. 8.353), wurde das Horn bei der 
Jagd zum Blasen der Signale und der Fanfaren vielfach benutzt; aber 
auch zur lnstrumentalmusik, vor allem jedoch im Kriege brauchte man 
es mit besonderer Vorliebe 1). Gewöhnlich ist es aus einem Stier- 
oder Büifelhorn gefertigt 1); ein solches Horn, das noch aus dem drei- 
zehnten Jahrhundert herstammt und mit ciselirten Silberbeschlägen 
verziert ist, fand Fetis noch 1840 unter den Musikinstrumenten der 
herzoglichen Kapelle zu Modena vor (p. 193). Aber auch aus Elfen- 
bein wurden die kostbareren Hörner geschnitten, bald mächtig gross, 
bald so klein, dass man sie mit Bequemlichkeit in die Gürteltasche 
stecken konnte 3). Ein solches Elfenbeinhorn heisst französisch oli- 
fant (älazpdvrußor) 4); die deutschen Dichter nennen das bekannte Horn 
Rolands gewöhnlich Olifant 5). Auch metallene Hörner kennt un- 
sere Zeit sehr wohl; solche aus Messing werden ausdrücklich genannt Ü) 
und ein altes bronzenes Horn ist schon in dem „Leitfaden der nordi- 
schen Alterthumskunde" (Kopenh. 1837) p. 47 abgebildet. Das Horn, 
mit dem die Signale im Kriege geblasen wurden, heisst „herh0rn"7) 
oder „wichorn"s); man verstand so trefflich, das Zeichen zum Angriff 
1) Ludw. Kreuzfahrt 6676: Die werden Sarratzine Ir horn, ir busine, Und was 
sie strit tzeichen haten, Ershellen sie die taten.  Enfauices Ogier 849: Les cors 
sounerent por leur gent assambler Cil qui de ce se devoient meller. 
2) Apoilon. 2617 : Nu präht mit im Elanicus Ein ahtpaerez wisenthorn    Ez 
was lanc unde gröz Und hete ein ungefüegen döz; Ez was mit golde wol pesla- 
gen, Edel gestein dar ouf getragen.  Aiol 7458: -I- grant cor buglerenc iist en 
sa tor soner. 
3) Garin 11, p. 232: Hueses chaucies et esperons d'or mier Et ü. son col un 
cors d'ivoire chier Ä neuf viroles de {in or bien loies, La guiche en fu d'un vert 
paile prisies.  Huon de Bord. p. 121: Gar il a. pris le cor d'iv0ire cler K'en 
saumosniere avoit envolepe. 
4) Rom. de Troie 16006: Et tant olifant graut et bei. 
5) Rolandsl. 6053: Ruolant vie mit peithen hanten Den guoten Oliuanten 
Sazter ze munde, Pläsen er begunde.  Willeh. 447, 1: Bernhart von Brabant 
Blies ein horn, daz Olifant An Ruolandes munde Nie ze keiner stunde An de- 
cheiner stat sö lüte erhal. 
6) Godefr. de Bouillon 18900: L-Em viennent Sarrasin ä. ung cor de laiton. 
7) Ann01.448: Da di marin eisamine sprungin, Herehorn duzzin.  Cf. Kudr. 
898; Kaiserchr. 505; Gr. Wolfdietr. 1044. 2008.  Ortnit 302: Ortnit dranc in 
die porten und blies sin herhoni.  Sal. u. Mor. 378: Da bliesz man uff die 
herehorn, Czusameix segen die konige hoch geborn,  Parton. 21144: Er hiez ein 
hellez herhorn Lüt Ulldß balde erschellen. Ze strite bat er stellen Die fürsten 
und die künege sich. Ir Wäpen kleidcr wunneclich Die wurfens unde leitens an. 
 Cf. Otbokar CCCXXX. 
S) Rolandsl. 331; Kaiserchr. 10079.  
28'
	        
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