Volltext: Das höfische Leben zur Zeit der Minnesinger (Bd. 1)

Tanz. 
Musik. 
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dige Drehung der Fussspitzen scheint charakteristisch für den Tanz- 
schritt. Wir finden sie Wieder auf den Miniaturen der Manessischen 
Handschrift, welche die Bilder des Hiltbold von Swanegow und Herrn 
Reinmar des Fiedlers darstellen (vdHagen, Bildersaal, T. XXII. XXXIX). 
Noch interessanter ist das Miniaturbildniss des Heinrich von Stretlingen 
in der Manessischen und Naglefschen Handschrift, die beide von der 
Hagen in den Abhandlungen der Berliner Akademie (1852, T. 1- H, 1111011 
Bildersaal T. XVI. XLVI; vgl. Fig. 97 a. b) mitgetheilt hat. Dieselbe 
merkwürdige Stellung der Füsse treffen wir bei den Sculpturen der 
Engel in der Kirche zu Hecklingen (Puttrich, Denkmale der Baukunst 
des MA. in Sachsen I, T. 31-33). 
Die Musik brachte auch manche Erheiterung. Es gehörte, wie 
wir schon gesehen haben, zur guten Erziehung, dass ein Knabe oder 
Mädchen singen 1) und ein oder das andere Instrument spielen lernt 2). 
Sie mussten dann ihre Lieder und Musikstücke zum Besten geben, 
zum Tanze aufspielen und waren gewiss, dankbare Zuhörer zu Enden. 
Es ist mir nun die Verpflichtung auferlegt, mitzutheilen, was ich 
über die musikalischen Instrumente zusammengestellt habe. Da ich 
gar nichts von dieser Sache persönlich verstehe, halte ich mich an 
eine so anerkannte Autorität wie Fetis, der im fünften Bande seiner 
Histoire generale de la Musique (Par. 1876) auch von den Musik- 
instrumenten des Mittelalters handelt. George Kastneris Danses des 
Morts (Par. 1852) werden auch manche erwünschte Auskunft geben. 
Zu vergleichen sind dann Moeurs et Usages von Paul Lacroix p. 187 ff. 
und Viollet-Le-Ducis Dictionnaire du Mobilier ll, 243. 
Das am häufigsten von Dilettanten und Künstlern gespielte ln- 
strument ist die Harfe, die nach Fetis schon im neunten Jahrhundert 
1) Reinfr. 23086: 11' quinte und ir diseante Gie üz mit süezem sehalle. Nä, 
der fiLlSßtßll valle Octäv sich in die qumte zöeh Und klam denn senfticlichen 116011 
Für die oetiäv in volle. Bedüre und ouch beinolle YVart nie baz bedoenet.  
Apollonius 13315: Zwö juncfrouiven W01 getän, Die silngen minneliedelin; 15158: 
Wilen was ein gewonheit, Daz man die juncfroun an dem zi1 Lernte gerne sei- 
tenspil. Daz teten doch die pouren niht, Sie sint ze solher fi-oude enwiht. Ir spil 
und ir gefuoge Ist singen pi dem piiuoge: „Hurre purre genc hindan Lä, din 
herphen lernen stäm".  Barberino, Reggiinento di Donna, P. 11,111, 63: E piena- 
mente dire 11 giorno una fiata Alehuna. bella e onesta canzonetta; 77: Esse 'l suo 
intelletto S'zmc011ciasse_ a diletto, Porrä. inprender d'un[0] mezzo cannone O di 
viuola, o (Taltro Stonnento onesto e bello, E non pur da giullare O vu01[e] d'une, 
arpa, die ben[e] da gmn dßmlß- 
2) Trist. p. 93, 35: Mich lärten Parmenien Videln und Symphonien; Haiphen 
unde rotten, Daz lerten mich Gäliotten Zwene meister Gäloise. Mich lerten Bri- 
tünoise, Die wären üz der stat von Lüt, Rehte liren unt smnbiüt.
	        
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