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Tanz.
WVeib, die zuerst singt und den Tanz anführt, die Schelle des Teu-
fels an den Hals gebunden. Denn der Reigen ist ein Kreis, dessen
Mittelpunkt der Teufel ist, und alle wenden sich zur Linken, weil alle
dem ewigen Tode zustreben. Wenn aber einiFuss den anderen an-
stösst oder die Hand des Weibes durch die des Mannes berührt wird,
dann entzündet sich das Feuer des Teufels." 1) Und die Geistlichen
wissen viele Beispiele anzuführen, dass Tänzer und Tänzerinnen VOn
den Strafen Gottes getroffen worden sind.
Dass natürlich das Eifern der Prediger nichts fruc-htete, liegt auf
der Hand. Sie haben Jahrhunderte hindurch den Tanz verdammt
und doch wohl kaum jemals einen wirklich Tanzlustigen bekehrt.
Den Bauerntanz können wir uns vielleicht ähnlich vorstellen, wie
Albrecht Dürer ihn in dem köstlichen Blatte (B. 90), wie ihn Hans
Sebaldus Beham in schönen Kupferstichen (B. 166-177, 178-185.
194) uns vorgeführt hat. Wir werden da wahrscheinlich nur das Co-
stüm uns anders zu denken haben, die übermüthige etwas tölpelhafte
Lust haben die genannten Künstler ganz vortrefflich wiedergegeben.
Den Tanz der Vor-
oy. m c nehmen werden wir
ä in den Darstellungen
_ .1 J l - der Geschlechter-
Q, tanze und ähnlicher
"K" 5 V Lustbarkeiten wie-
dererkennen. Aus un-
49:11? k serer Zeit selbst sind
Jr K uns nur wenige Ab-
XWÄNIQX bildungen erhalten.
j { Viollet-Le-Duc theilt
ß I ß im li (um. de YArch. VIII,
Ä h , l i: 125) das Relief eines
I. ärßvire" V Capitells aus Saint-
iz w c l. Sernin zu Toulouse
SÄTÄÄTISZ,bk,dafffEaiiiihiällllliliiilefj ÄZÜÜÄEÄÄZÜITI (Zweite Hälfte des 12
Handschrift. (Nach H. Weise, Costümkunde.) Jahrhunderts) t,
welches den Tanz der
Tochter der Herodias vorstellt. Das Mädchen hält in einer Hand eine
Glocke und ist im Vorschreiten begriiieen, die Fussspitzen hat sie eigen-
thümlich gewendet, so dass sie sich beinahe berühren. Diese merkwür-
Bourbon, Anm.
1) Etienne de
zu S.
162.