Tanz.
427
da wurde nicht so wild und übermüthig gesprungen 1), aber auch bei
ihm konnte einer seinem Schutze die Hand drücken und fand manche
Lustbarkeit 2). Gewöhnlich wurde ein Tanzlied gesungen, deren so
viele damals von den Minnesingern, selbst von Damen, wie der
Königin Gin0ver3), gedichtet und componirt wurden; Alle sangen mit
oder stimmten Wenigstens in den Refrain ein 4); dazu spielten die
Fiedler auf 5), oder ein ganzes Orchester, aus Trommeln, Posaunen, Fie-
deln, Harfen und Rotten bestehend, begleitete die Melodie ü). Als zur
Zeit des Landgrafen Hermann die Dichter am thüringischen Hofe so
freundliche Aufnahme fanden, wurde dort so mancher neue Tanz
componirt, der erst allmälig auch im übrigen Lande bekannt wurde 7).
S0 beliebt der Tanz bei den Vornehmen wie Geringen war, die
Geistlichkeit hatte viel gegen ihn einzuwenden, für sie war er eine
Erfindung des Teufels, der die „dancie et springaciones, quas faciunt
choreizantes" zuerst unter der Gestalt des Apis bei den Aegyptern
eingeführt habe S). Jacques de Vitry eifert sogar: „Wie die Kuh, die
den anderen voranschreitet und am Halse die Schelle trägt, so hat das
1) Nith. CXXI, 9 (HMS. 282): Wa vund" man ir gliche, Die von tag' ze tag
ie baz Zipfent mit den vuezen? Si solten hoppeldeies pflegen: wer gab in die
würdikeit, Daz si in der spille stuben hove tanzen künnen.
2) Titur. 1691: Mit hochgemutigem tantze wolten sie sich maneger fremde
nieten. Die reich gemuten namen des W01 goume Hendel drucken meiden und
irowen kleider treten bi dem soume.
3) Lancel. I, 16210: Ende nam tien stonden Die irste jonefrouwe, die hi vant,
Ende danste an hare thant, Ende begonste dansen ende singen toe, Gelijc dat,
dandre rlaeden doe, Ende sanc unde speelde maer tier stede, Dan hi noit te vo-
ren dede. Ende si songen enen sanc, Die gemaect was onlanc Vander coningin-
nen Genevre; 18133: Die dancsten ende songen toe Vander coninginne Jenevern
neuwen sanc, Die neuwe gemaect was onlanc.
4) Parz. 512, 28: Da saher manger frouwen schin Und mangen riter jungen,
Die tanzten unde sungen.
5) Meler. 11282: (nach einem Morgenmahle im Freien) Näch videlseren wart
gesamt, Die mahten tanz den frouwen; 11236: Manie magt minneclich Sach man
da frcelich tanzen Under liebten bluomen kranzen Und mengen ritter höchgemuot.
Diu edel küniginne gnot Den ritter bi der hende vienc: Mit im si ze tanze gienc.
(5) Titur. 1807: Da huop sich michel reie von maniger hande gaudine, Von
tantze grozz geschreie, Weder mit tambur noch mit busine Welten sich die
frowen lan betoren: Videln, herpfen, rotten und ander suzze doene sie wolten
horen.
7) Pa,1-z_ 639, 4: Dö vragte min her Gäuwan Umb guote videlwre, Op der da
keiner weere. Da was Werder lmappen vil, W01 gelert üf seitspil. Irnkeines kunst
was doch sö ganz, Sine müesten strichen alten tanz: Niwer tanze was da wem;
verneinen, Der uns von Dürengzzn vil ist komen.
8) liltienne de Bourbon N. 461.