Schachspiel.
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Schachspiel (s. S. 412, Anm. 1), und in den Sittenlehren des Cato wird
dem Jüngling auch eingeprägt: „schachzabel soltu fliehen" 1).
Eine Anleitung zum Schachspiel verfasste gegen Ende des drei-
zehnten Jahrhunderts Jacobus de Cessolis, ein Predigermönch zu
Rheims (Massmann a. a. O. p. 104), und im vierzehnten Jahrhundert
übertrug dies Werk der Mönch und Leutpriester zu Stein am Rhein,
Konrad von Ammenhusen, in deutsche Verse. Erhalten sind uns einige
Schachflgnren. So Endet sich im Pariser Museum ein Schachspiel
aus Elfenbein, das früher im Besitz des Klosters Saint-Denis war und
Karl dem Grossen gehört haben sollte. Davon kann nach den Ab-
bildungen, Welche Massmann Taf. IX mittheilt, gar nicht die Rede
sein. Die Costüme Weisen auf das zwölfte Jahrhundert hin; die Arbeit
ist, wie lnschriften beweisen, arabisch, vielleicht geradezu auf den Ex-
port berechnet. Zu diesen Abbildungen wäre noch hinzuzufügen, dass
der Elephant unmöglich den Fou oder Läufer repräisentiren kann; er
vertritt Vielmehr unsern Thurm. Sehr merkwürdig sind dann die aus
Walrosszahn geschnittenen siebzig Schachfiguren, welche 1832 auf
einer Sandbank der schottischen Insel Lewis gefunden wurden und
sich jetzt im British Museum beiinden 2). Madden hat sie im vier-
undzwanzigsten Bande der Archaeologia (Lond. 1834) abgebildet und
nach diesen Zeichnungen sind sie von Massmann (a. a. O.) Taf. l-
Vlll publicirt worden 3). Die Läufer sind in Gestalt von sitzenden
Bischöfen gebildet.
Eine merkwürdige Schachßgur, aus Walrosszahn geschnitten,
Arbeit des elften oder zwölften Jahrhunderts, wurde in den zwanziger
Jahren in den Ruinen von Kirkstall Abbey (Yorkshire) gefunden, und
im sechsten Bande des Archaeological Journal (Lond. 1849) S. 170 ab-
gebildet und beschrieben. Aus dem zwölften Jahrhundert mag die
Figur eines Bauers (zwei Fusssoldaten durch Ornamente verbunden)
herrühren, welche dem Museum der Alterthums-Gesellschaft von Schott-
land durch Lord Macdonald überwiesen wurde (abg. Archaeol. Journal
lll, 241). Dem dreizehnten Jahrhundert gehört dagegen der Springer
(Ritter) des Ashmolean-Museums zu Oxford an (abgeb. Archaeol. Jour-
1) Lassberg, Lieders. III, CLXXXXII, 97.
2) Leitfaden d. nord. Alterthunlskunde (Kopenh. 1837) p. 67.
3) Ein König aus dem Spiele von Lewis abgebildet bei Henry Shaw, Dresses
and decorations of the middle ages (Lond. 1843); ebendaselbst auch ein Bauer
(Krieger) aus dem obengenannten, jetzt in der Bibliothäque nationale bewahrten
Pariser Spiele.