Volltext: Das höfische Leben zur Zeit der Minnesinger (Bd. 1)

Schachspiel. 
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iiguren sind sehr gross und schwer; die noch erhaltenen Stücke, auf 
die ich sogleich noch zurückkornme, sind beinahe so gross wie eine 
Kinderfaust. Mit solchen Figuren konnte man einen Feind schon 
eine Weile abwehren, und wir glauben gern, dass (Parz. 409, 3) „Swen 
da erreichte ir wurfes swanc, Der struchte äne sinen danc". Und so 
wird denn wiederholt von den Dichtern erzählt, wie Ritter und 
Damen, die plötzlich und unversehens angegriffen werden, mit den 
Schachiiguren ihre Feinde bonibardiren und wenigstens für einige 
Zeit zurückscheuchen 1). 
Nach Mon. Boica VII, 502 hinterlässt um 1180 der Graf Siboto 
von Falkenstein zwanzig Federbetten, drei Schachzabel, drei Wurfzabel 
(das sind also die Spielbretter), und dann Elfenbeinsteine, die zu beiden 
Spielen gehören. lni Schlosse Falkenstein hat er zehn Federbetten, 
zwei Schach- und zwei Wurfzabel, in Hadeinarsperch zwanzig Feder- 
betten, ein Schach- und ein Wurfzabel. 
ln London wurden die besten Schachbretter und Schachiiguren 
gefertigt 2). 
Das Schachspiel galt unter allen Spielen als ein besonders edles 3); 
schon in früher Jugend wurden die höiischen Kinder, wie oben be- 
merkt (s. S. 120) in ihm geübt; jeder Mann und jede Danie, die in 
höiischen Kreisen sich bewegen wollte, musste es verstehen (s. Fig. 93, 
nach einer Miniatur der Pariser Minnes-Hdschiz, P. Lacroix, Moeurs 
et usages). Die üblichen Ausdrücke (diu zabelworteyl) wie Schach, 
Abschach, Schachroch, Schachmatt 5) u. s. w. musste natürlich jeder 
Spieler verstehen. 
1) Parz. 408, 29 H.  Lanc. I, 38429: Ende ginc staen ter camer dore: Den 
dorperen, die stonden vore, Ginc si deilen ende spinden Gene rocken metten vin- 
den Ende gene ridders metten ouden.  Ren. de Mont. p. 389, 8: Et point tint 
une iierce (D12: fierte) dont il euida- joer, Blanche ert de {in ivoire, qui n'i ot 
qrfamender. Cil Visa sor le front; 14: Puis prist Rieharz  roc que illuec vit 
ester. 
2) Percev. 30275: Si furent fait 132m" graut devise Ä Londres ki siet sor Tmnise. 
3) Virgin. 514, 7: Er sach den Berner W01 getän Und oueh diu maget reine. 
Vor der burge stuont ein plän: Si zugen mit dem gesteine. Ez heizet noch ein 
herren spil. 
4) Trist. p. 59, 9: Und vremediu zabelwörtelin Underwilen vliegen in.  
Cröne 29226: Und begunden mit zühten geben Ein ander waehe zabelwort, Diu 
gar wärn ungehört. 
5) HvF. Trist. 4155: Ihre des der künik sprach? Zuo der küneginne: „da 
Schach!" ,Da schachV sprach diu künegin: „Hie buoz mit dem riter min!" "Ab 
Schach!" sprach der künik sann.  Sa]. u. M01". 1272: Sich, mit eyme ritter Dun 
ich dir matt. und Schach  Eracl. 1604: Ez ist ein schedelich schächroch Der 
Schultz, höf. Leben. 1. 27
	        
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