Trictrac.
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Seiten aber und unten abgesprengt sind; die andern Felder sind mit
dicken Stücken von gespaltenem und ebenfalls an den Kanten abge-
sprengtem Bergkrystall überdeckt, unter welchen kleine Thonfiguren,
bunt bemalt mit grünen, rothen, gelben, blauen und weissen Farben,
auf Goldgrund liegen. Diese stellen theils zweigeschwiinzte Sirenen,
theils drachenartige Ungeheuer, Centauren, Thierlzäimivfe mit Menschen
u. s. w. Die Fugen zwischen den Feldern, sowie die Einfassungen und
Kanten der Seiten sind mit sehr dünnem, auf eine Kittmasse gelegtem
Silberblech bedeckt, in welches Laubwerk und andere Verzierungen
mittels Stanzenstempeln ausgeprägt sind, welche von vorne als Haut-
relief erscheinen. Die Blumen, Blätter u. s. w., die Vierpässe an den
beiden Seiten sind roth, grün und blau emaillirt. Auf jeder Seite des
Brettspiels befindet sich ein kleiner Behälter zum Aufbewahren der
jetzt fehlenden Figuren, die wahrscheinlich aus Chalcedon gearbeitet
Waren. Der Deckel hierzu ist von Krystall und mit Silber verziert.
Ein ähnliches Brettspiel findet sich in der Ambraser Sammlung zu
Wien" 1).
Zweimal finde ich das Spiel "mile" erwähnt?) Sollte das mit
unserem Mühleziehen gleichbedeutend sein, und ist das französische Spiel
„n1ine"3) damit zusammenzustellen?
Das "trütscheln" scheint auch eine Art Brettspiel zu bedeuten 4).
Ueber das Schachspiel im Mittelalter haben wir die schöne Ab-
handlung von Massmann, auf die ich jeden, der eingehendere Studien
zu machen beabsichtigt, verweise 5). Die Schachbretter sind aus Gold
1) Das Aschaffenburger Brett ist abgebildet: v. Hefner-Alteneck, Kunstwerke
und Geräthe des MA. II, T. G2h65; das Ambraser von E. V. Satcken (Ambr. Sannnl.
II, 117) beschrieben.
2) Cröne 641: Topel unde mile Sach man in richer koste da. Eilhart v.
Oberge Trist. 6362: Dö vant he den koning lobesam Sitzen obir einem brate,
Und die koningin dä mete Und wolden iezü mileh.
3) Rom. de 1a Churette 1635: Au cele pree avoit puceles Et chevaliers et
dameiseles, Qui jooient 51 plusors jeus, Por ee que biax estoit li leus. Ne joiqient
pas tuit {t gas, Mes im tables et 3.8 eschas: Li uns as dez, li autre au san A 1a
mine i rejooit Pan. Parton. 10567 ; Alquant ä 1a mine et es deis Gaaignent
et laerdent asses. Erec 349: Li autre ioent cbautre laart Ou ä 1a mine ou ä,
hasart, Oil as eschas et cil as tables.
4) Renner 16733: Der lernet trütscheln ümb win Mit pretspil und mit kriche-
lin (Wü1feln?); 17531: Trütscheln, bozzen und scheiben (Kegel schieben) Gebent
nu Schülern freien lnut.
5) H. F. Massmann, (äesch. des lnittelamlterlicl1el1 vorzugsweise deutschen
Schachspiels. Quedlinburg und Leipzig 1839.