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Würfelspiel.
mano), und König Ludwig lX. verbot 1'255 nicht nur seinen Beamten
das Würfelspiel, sondern untersagte auch die Anfertigung der Würfel 1).
Doch war diese Leidenschaft so fest eingewurzelt, dass alle Verbote
nichts fruchteten. Um wenigstens einen Vortheil dem Spieler zuzu-
sichern, erfand der Bischof Wibold von Czimbray ein geistliches Würfel-
spiel, das in den Gestis Episcoporum Cameracensium l, 89 laeschriehen
ist. Nach der Sage war das Würfelspiel in Pztlästina in der Stadt
Hezar (Hazart oder Hazarth) erfunden worden und wurde danach auch
Hasartspiel genannt 2). Die YVürfel waren aus Elfenbein 3) oder aus
Knochen f) gearbeitet und hatten, wie immer, sechs Nummern, die
Esse, Tus, Drie, Kwater, Zinke und Ses hiessen 5). Ein Würfelbrett
(afr. berlenc), etwa aus Marmor gefertigtß), gehört zum Spiele. Als
der h. Petrus in Abwesenheit des Teufels in die Hölle geht und dem
Jongleur, welcher die Aufsicht über die Verdammten führt, die armen
Seelen abgewinnen will, bringt er ein Würfelbrett und drei Würfel
mit (De Saint Pierre et du Jongleur 134 [Barbazan et Meon, Faibl. III,
286]: Ün berlenc aporte et trois dez). Einer muss natürlich immer ver-
lieren7), und daher entsteht aus dem Spiele oft Hader und Streit. So
1) Guil. de Nangis Geste. s. Ludovici (Reeueil des hist. de Frzmce XX, 394):
zibstinezmt a. ludo etiam cum taxillis vel aleis vel seacis, et a, fornieatione et
tabernis. Scolas etizun deciorum prohibemus omnino, ita. ut tenentes eas districte
puniantur. Fabriea vero deeioriun prohibeatur ubique in regno nostro.
2) Godefr. de Bouillon 14038: Ä Hazait s'en ala ung riehe mandeinent, Et
läipiel-on Hazait pour le fait proprement Que ly des y fu fais et poins premie-
remenb.
3) Parise p. 32: Garde sor 'j- escrin, si a veu -iij- dez, Qui sont de fin yvoire
et fait et laointure.
4) Konrad v. I-Iaslau, der Jüngling (Zbschr. f. deutsch. Altth. VIII) 290: Dia
bringet in der Würfel zuo. Das Striche an sinen wetzstein Swaz im dfi fliegt daz
ollsenbein.
5) Her Reinmar von Zweter II, 109 (HMS. II, 196): Der tiuvel seliuof (libZ
würfelspil, Dzirümbe daz er selen vil da mit gewinnen wili Die esse er hii-b
geinacliet dar uf, daz ein Got gewaltig ist; Der hiinel in sinen handen stat Unde
die erde, dar uf er daz tus gemaehet hat; Die drien üf die drie nennen, die er
hat, der sueze, Waere Krish. Daz kwater daz worht" er mit grozen listen Uf die
namen der vier Ewangelisten; Den zinken uf des mensehen sinne, Wie er die
vünve mache krank; Daz ses, wie er selis Wochen lane Die vasten uns mit topel
an gewinne. Ottokar DCCLXXIII: Zway taws und nicht mer warff er. Der
war-ff drey essze
G) Du Jeu de dez (Jubinal, Nouv. Ree. de Contes II, 233): Li de furent d'i-
voire, de inarbre li bellens. Le Piitenostre du Vin (Jubinal, Jongleure et Trou-
veres p. 71): -I4 lalzitel et -iij- dez quarrez.
7 ) Cröne 7 853: Swä zwen sint üf dem topelspil, Ob ieglicher gewinnen wil,
DM maß fleheinen wie ergen: An einem muoz diu vlust gesten.