Volltext: Das höfische Leben zur Zeit der Minnesinger (Bd. 1)

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Begrüssung. 
Unterhaltung. 
Wie die Gäste je nach Stand und Würden willkommen geheissen 
wurden, ist schon geschildert worden. Man begrüsste sich, indem 
man einander einen guten Morgen oder guten Tag bot oder fran- 
zösisch ein „byen sey venuz" oder „deus sal", dem das deutsche „got 
hald iuch" etwa entsprach, zurief. eAuf letzteren Gruss antwortete 
man mit "merzi" oder „got vergelt iu gruoz" 1). Wenn die Gäste in 
das Zimmer treten, so stehen die Frauen aufz) und verneigen sich, 
die Hände zusammenlegend; dann setzen sie sich wieder nieder lt). 
Wie wir schon gesehen, war die Unterhaltung mit den Gästen be- 
sonders den Bewohnern der Burg werthvoll. Sie konnten sich ihnen 
jedoch nicht ausschliesslich widmen, da. sie auch durch ihre eigenen 
Beschäftigungen in Anspruch genommen wurden. Hatte der re- 
gierende Fürst die Angelegenheiten seines Landes mit seinen Baronen 
zu berathen, für die Verwaltung und Rechtspiiege zu sorgen, kurz 
seinen Herrscherpflichten zu genügen, so war der kleinere Burg- 
herr wieder mit der Verwaltung seines Grundbesitzes beschäftigt, 
musste auf den Feldern nach dem Rechten sehen 4) u. s. w. Und auch 
die Frauen dürfen wir uns gewiss nicht müssig denken. So gab es 
Stunden, in denen die Gäste sich selbst einen Zeitvertreib suchen 
mussten, und selbst wenn alle Hausbewohner sich beeiferten, dem Frem- 
den den Aufenthalt auf der Burg so angenehm wie möglich zu machen, 
1) Parz. 125, 1: Der fürste in guoten morgen böt; cf. 604, 20.  Lenz. 4266: Siu 
böt dem helde guoten tac. Cf. Walew. 1425. 2692.  Eree 3507: Nü gap im Erec 
Mit gruoze guoten morgen. Cf. Meler. 4933.  Meler. 5696: diu frowe spmch 
,Gu0ten morgen und guote zit Geb iu got, des gnaden lit A1 der welde leben g-ari 
,Gnä.de fr0we' sprach der degen klär.  Kudr. 1220: ,Gu0ten morgen, guoten 
äbent' was den minniclichen meiden tiure.  Chev. zus -ij- espees 1226: Sire boin 
ior aies vous hui Et toute vostre compaignie.  Parz. 351, 7: Swer byen sey ve- 
_nüz dä sprach, Gramerzis er Wider jach.  HvF. Trist. 1198: Alsus gruozt er in 
und sprach: ,Deus sal, curteis oumpan? Der knappe im" dankte undusach in an 
Und sprach ,merzi, gentil sir!"  Parz. 145, 9: ,G0t hald iuch, riet min muoter 
mirf Juncherre, got lön iu unt ir'; cf. 147, 39; 149, 7: ,Juncherre, got vergelt iu 
ggjruozf 
2) Kudr. 334: Swie rich her Hagene waere und swie höch gemuot, Er gie hin 
in (d. h. Wate und seinen Gesellen, die als Krämer verkleidet ankommen) enge- 
gene, diu küniginne guot Stuont üf von gesidele, dö si Waben sach.  Dietr. 
Flucht 7411: Vrou Helche zühticlich üf stuont, Als noch die reinen vrouwen tuont. 
 Biter. 1301: Daz si von dem sedele stuont Sö frouwen noch in zühten tuont. 
3) Robert 1e diable: Et quant le voit 1a, bele blanche, Contre lui se dreche en 
estant Que ele ni va. plus arestant. La. franche riens cortoise et iine De son bei 
chef parfont lencline Les mains jointes moult simplement, Puis se rasist cortois- 
sement. 
4) Chast. de Couci 5385: Gar li sires (de Fayel) est revenus D'entour son ma- 
noir de jouer Ses bles, ses terres esgarder.
	        
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