Volltext: Das höfische Leben zur Zeit der Minnesinger (Bd. 1)

Häm her 
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Hauptwaffe wuchtige Keulen 1); trotzdem konnten sie eben durch ihre 
Menge doch gefährlich werden. Als der Graf Thiebaus de Donmart 
mit seiner Gemahlin eine Wallfahrt nach St. Jacob unternimmt, reitet 
er aus dem Nachtquartier voraus und befiehlt seiner Dienerschaft die 
Koffer zu packen und ihm dann zu folgen. Im Walde wird er von 
Räubern angefallen, ausgeplünrlert und an einen Baum gebunden, 
seine Gemahlin vor seinen Augen von dem Gesindel geschändet?) 
Gewöhnlich waren es wohl Strolche, Ueberreste von Kriegsheeren, die 
die Strassen unsicher machten, aber auch so mancher Ritter lebte 
vom Raube und lauerte mit seinen lxmappen und Genossen den 
Reisenden auf. Zahllose Beispiele dafür finden wir in allen Ritter- 
romanen; selbst der tüchtige ltenaus de Montauban treibt mit seinen 
Brüdern, als sie durch Karl aus ihrem Schlosse Montessor in den 
Ardennen verjagt sind, eine Weile Strassenraub"). Die Strafen waren 
hart genug: schon Ludwig der Fromme hatte auf den riiuberischen 
Ueberfall den Strick gesetzt, auf den Mord das Rad; den Räuber be- 
strafte er mit dem Galgen, den Dieb mit dem Ausstechen der Augen, 
den Friedensstörer mit Verlust der Hand, und den Brandstifter mit 
Enthauptung 4); trotzdem blieben die Strassen unsicher. Waren doch 
selbst volkreiche Städte wie London oft der Schauplatz von Gewalt- 
thätigkeiten. Benedict von Peterborough (ed.  Stubbs I, 155;) er- 
zählt: „Während desselben Concils bei London (1177) wurde der Bruder 
des Grafen Ferrers in London zur Nachtzeit und hinterrücks ermordet. 
Als das dem Könige gemeldet wurde, war er sehr schmerzlich erregt 
und schwur, dass er schwere Rache an den Londoner Bürgern nehmen 
Werde. Es war nämlich Sitte in London, dass hundert oder mehr von 
den Söhnen oder Verwandten der Edelu der Stadt, wie man sagte, 
in der Reichen Häuser bei Nacht einbrachen und sie ausplünderten. 
Und wenn sie Einen Nachts auf den Gassen herumirrend fanden, so 
1) Erec 3226: In wären bein und arme hloz; 3228; Si Wärn g-ewäfent Slehte 
Näich der roubaer rehte; 3231: Ir ieglich het ein isenhuot Zuo einem panziere.  
Aiol 5896: Calaieiw orent de fer et quiries devant Et caignent les espees dont 
ponre sont li braut, Nbrent escu ne lanche, ines macues laessans.  Auch die 
Riesen haben weder Schild, noch Speer und Schwert, sondern Kolben; vgl. Hamrtin. 
Ph-ec 53815.; Iwein 469; Percev. 24014. 
2) Nouvelles frangeaises. La cointesse de Ponthieu p. 175. 
3) Ren. de Mont. p. S5. 
4) Kaiserchron. 15155: Er geböt einin. gotis vride: Näch dein schächronbe ir- 
teilde man die wide, Näeh dem morde daz rat, (Hei Welich vride dö wart!) Dem 
roubzere den gnlgen, Dem (liebe an die ougen, Dem vridebrechel an die lmnt, Den 
112119 1111x110 den braut.
	        
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