Volltext: Das höfische Leben zur Zeit der Minnesinger (Bd. 1)

Dressur 
Falken. 
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tionen und lässt ihn an einer Lockspeise (tiratoriuni, mhd. luoder) her- 
umbeissen (abbeccare)  Nach einiger Zeit werden ihm die Augen 
ganz geöffnet und er nun auch so gezähmt. Sobald er unruhig wird 
und mit den Flügeln schlägt, hält man ihm das Tiratorium vor, das 
entweder aus gutem saftigen Fleisehe oder aus einem knochigen, sehni- 
gen, gefiederten Stück besteht; daran kann er naschen. oder herum- 
beissen 2). Auch ein Bad thut gute Dienste 3). Bei der Dressur im 
Freien ist darauf zu achten, dass der Falke nie dem Winde den Rücken 
zuwendet, sondern ihm stets die Brust Weist, da sonst die Federn auf- 
geblasen werden und das Thier darüber sich beunruhigt. Wenn also 
der Wind von links kommt, muss man ihn auf der rechten Hand tra- 
gen, und umgekehrt. S0 ist der Falke daran zu gewöhnen, dass er 
sich ruhig auch vom Reiter im Freien tragen lasse. Schliesslich wird 
die Dressur des Vogels mit der Haube (capellum) noch ausführlich 
besprochen, die Haube selbst genau beschrieben und erzählt, dass die 
Araber zuerst die Haube angewendet und dieser Gebrauch durch ara- 
bische Falkner im Abendlande eingebürgert worden sei 4). Ueber dieÖ 
weitere Dressur zur Jagd erfahren wir leider nichts, da Kaiser Frie- 
drichs Werk gerade an dieser Stelle abbricht. Es scheint, dass man 
die Vögel gewöhnte, nach dem Schallc einer Trommel in der Luft zu 
kreisen und auf bestimmte Signale zurückzukehren 5). 
Schwer und anstrengend war die Dressur [eines brauchbaren 
Falken jedenfalls, und wenn der von Kiurenberg (15; HMS. I, 39) 
1) Friderici H. Imp. dc arte venzuuli lib. 11. cap. 55.  Reiniriecl 1644: Der 
tmun begilnde lücken 11' herze gen der minne zil, Alszun ein jungez vederspil, Daz 
1mm mit luoder reizet F] mit im Werd gebcizct.  Vgl. Mhd. W 1111. l, 1053. 
2) lib. U, czip. 69.  S. die Minizhtlllßll aus einerf?) Hdschr. des Täuctzites de 
Arte vcnzmdi, welche Paul Mercuri in den Costumes historiques I,  19 u. 21 mit- 
theilt. 
3) lib. H, cap. 70. 
4) lib. II, caip. 77. 78. 79.  Lohengr. 3400: Dmmoch der keiser üf der bannt 
Het einen lailgrimvalken, den er W01 bekmit. Die hübcn er mit girde von im zucket. 
 Der Falkner und das Terzel 1 (Ztsclxr. f. deutsch. Altth. VII, 341): Ein valke- 
nzerc gie Däi er ein terzel gevie. Er vernät ez in einen huot, Alsö noch mzmic 
man tuot, Durch sine gewarheit.  Falkenhuuben abgeb; Kunst- u. eulturgesch. 
Denkm. d. Germ. Mus. T. LIX; zwei und zwanzig zum Theil reich verzierte in 
der Ambraser Sammlung (vgl. Ed. von Szmcken, Ambr. Samml. II, 139). 
5) Matth. Paris 1191: Juvems quidam de domo episcolui Londoniarum Nisum 
quem habuit- docuit ccrcellos propensius affectzurc; ituque ad sonitum illius instru- 
menti, quod a, ripzuboribus T1m(n1)bur nominatur, subito cercellu quodam zulamm 
pernieiter rcmigio evolavit.  Titur. 190: Nilit zweier Vülken sweime ich wen so 
hurticliche ie geswifk: ICntWer mit tympen tampen dar und wider; 2011: Als tiin- 
penpanten valken die poudir sich du. wunen.
	        
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