Dressur
des Falken.
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(mhd. lancvezzel) ist ein längerer Riemen, der durch die Ringe der Jacti
gezogen wird, so dass zwei Drittel auf einer Seite, ein Drittel auf der
anderen bleibt. Letzteres wird geknotet, damit der Riemen nicht durch
die Ringe durchrutscht, und mit einem Loche versehen, durch welches
das längere Ende durchgezogen wird. lVlit der Longa wird der Falke
an seiner Stange angebunden und beim Tragen auf der Faust festge-
halten 1). Wenn sie sich zu sehr kratzen und den hinter dem Kopf
zusammengebundenen Faden, der die Augenlider emporhält, zu zer-
reissen drohen, so kann man ihnen die Hinterzehen (pollices) noch
zusammenbinden. Sind das die S. 370, Anm. 4 genannten Hoselin?
Das Verwickeln der Leine zu verhüten, befestigt man in den Ringen
der Würfel noch einen Doppelring (tornettum), durch welchen die
Longa dann durchgezogen wird 2). An einem Fusse oder auch an
jedem derselben wird alsdann eine Schelle (campanella) gebunden,
damit man gleich aufmerksam wird, wenn der Falke unruhig ist,
flattert und sich die Flügel zerstösst (diverberat), sowie ihn leichter
findet, wenn er bei der Jagd verloren geht. Die Löcher der Schelle
dürfen nicht so gross sein, dass der Vogel mit der Schnabelspitze
hineinfassen kann 3).
Nun setzt man ihn auf die Hand, die durch einen starken Leder-
handschuh geschützt ist. Die Fange sind den Thieren schon gleich
bei der Operation des Blendens abgestumpft worden. Der Oberarm
wird herabhängend getragen; der Unterarm im rechten Winkel ge-
bogen gehalten. Daum und Zeigefinger ausgestreckt und die Spitze
des Zeigefingers uiuqnlliogen; die drei anderen Finger der Hand wer-
den geschlossen und halten die Longa, die man um den kleinen Fin-
ger umwickelt 4). Um dem Vogel das Beissen abzugewöhnen, hält man
ihm einen Scherben, ein hartes Stück Holz oder einen Stein vor 5).
In ähnlicher Weise behandelt man die wild gefangenen Falken. Sie
werden in einen oben offenen Sack (malleolus) gesteckt, der den Kopf
freilässtund bis zu den Knieen reicht Ü), aber mit Vorsicht, damit keine
1) Friderici II. Imp. de arte venandi lib. II, cap. 52.
2) lib I], Camp. 40.
3) lib. II, cap. 41. Parz. 163, 7: D6 warf der üirste macre Ein müzersperwvuare
Von der hende; in die burc 01' swanc; Ein guldin Schelle dran erklanc. Daz war
ein 130136 Der Minne Falknor 46: Dar zuo breit er zwei Schellen. Titur. 2304;
Reht sam da sich tousent valken swingent Und schellen gar von golde im ieg-
lichem eine louter klingent.
4) lib. II, cap. 42.
5) lib. 11, cap. 52.
6) lib. II, cap. 44.
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