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Falkenbeize.
der seiner schweren Krankheit wegen nicht mehr auf die Jagd gehen
kann, iischt zu seinem Zeitvertreib und wird deshalb der Fischer ge-
nannt (Parz. 491, 1 E).
Der wahrhaft fashionable Sport für Herren wie für Damen war
die Falkenbeize. Man unterscheidet, wie Kaiser Friedrich II. in seinem
Buche „de arte venandi cum avibus" und Albertus Magnus in dem Trac-
tate „de Falconibus, Asturibus et Accipitribus" 1) ausführen, verschie-
dene Arten von Falken. Die seltensten, grössten und werthvollsten
Edelfalken sind die Gerfalken (afr. girfausP). Kaiser Friedrich leitet
den Namen, Girofalco wunderlich genug ab 3); es steckt in dem Worte
wohl gyrus, da sie grosse Kreise in der Luft beschreiben. Er kommt
aus Norwegen und Irland und zeichnet sich durch sein graues oder
weisses Geiieder aus 4). Die Falcones sacri nisten in Britannien und
Bulgarien und sind bald braunschwarz, bald röthlich, bald gelb ge-
gefarbtß). Die Pilgerfalken (falcones gentiles peregrini) nisten iin
hohen Norden 6). Albertus Magnus stellt den Falco sacer an die Spitze,
dann folgt der Gyrofalco, dann der Bergfalke (falco montanarius) 7) und
1) Beide Schriften sind zusanunengedruckt Augsburg 1596.
2) Percev. 105: de girfaus. Durmars 15191: Grifauz et estoirs et fztucons,
Ce donoit il zus hauz barons.
3) lib. II, cap. IV: Girofalco enim dicitur a Hiero, quod est sacer, inde
girofalco id est sacer falco, vel a Kyrio, quod est Dominus, inde kyrofalco id
est Dominus falco, secundunr Grzteczuu Iinguam.
4) 11b. II, cap. IV und XIX, XX, XXI (Falco candicans Linn. s. Islzmdicus Lztth.)
5) lib. II, sttcer s. lanarius Linn.) wDer-falco lanurius (afr.
Panete; vgl. S. 369, Anm. 4) wird von Joh.AndrxNitulnnnn (Nztturg. d. VögelDeutsch-
lands I, Lpz. 1822) für identisch mit dem falco sacer, dem deutschen Sacker oder
blaufüssigen Falken erklärt, und auch Fritsch (Naturg. d. Vögel Europas p. 32)
hält den falco sacer mit dem lanarius und cyanopus für eine Gattung. Das Mittel-
alter unterschied jedoch wohl zwischen dem geschätzten Sacker und dem ge-
meinen Blaufuss. Der Minne Falkner 11: Er Beugt für ander valken Recht als
ein bilgrzun thut für den sackers; 25: Ich wil geswigen sackers und ouch blau-
fuozzen; 68: Sie hant groz underschaide blauftiez und edelvztlke also speehe. Val-
ken wend kunst und ouch geraete haben. Ez solten mit blaufüzzen Von ersten
baissen lernen nu junge knaben; 82: Durch recht so sullend sackers noch plau-
füez nit mit edelen valken niesten.
6) lib. II, cztp. IV, XXIV, XXV, XXVI. Lohengr. 3402: Pilgrin valke. (l'au-
benfalke, falco peregrinus Linn.)
7) Ren. de Montauban p. 166, 36: Et crier par ces perches ces faucons mon-
teniers. Gaufrey p. 150: Sur son pOing ot Ie glout -j- faucon montenier Qui
fu de -iiij' mues; cf. p. 152. Der Minne Falkner 25: Gerfallzen, bilgrzun, spen-
gel Wengel), stainfalken, smirlin im mugent nicht gßleißhell- Ich Wil geswigen
sackers und ouch blaufrxozzen. Habich, Sperber und der tcrtzel Seint Sam ein
traum gegen den vil reinen suozzen.