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Leben im
Walde.
entwickelte sich nun schnell ein lustiges, ilngezwilngenes Lagerleben.
In einem Zelte war eine Kapelle eingerichtet 1); der Geistliche konnte
dort an einem Trag-Altar die Messe lesen. 1m Freien wurde gekocht 2),
und wenn es Zeit zum Essen war, rief man mit Hornfanfaren die Gäste
zum Mahle 3). Auch manche Freiheit konnte man sich eher hier als im
Schlosse erlauben. Die Geschichte, die uns der Dichter des Guillaume
de Dole erzählt, kann uns eine Probe der bei solchem Jagdleben herr-
schenden freieren Sitte gewähren. Die Herren sind auf der Jagd und
haben der Bequemlichkeit Wegen die enggeschnürten Aermel aufge-
trennt. Als sie sich dann niederlassen, die Hände zu Waschen, schnüren
ihnen die Damen die Aermel wieder zu mit Schnüren, die sie in ihren
Gürteltaschen mitgebracht haben, und erlauben dann, da keine Hand-
tücher da sind, den Herren, die Hände an ihren Hemden abzutrocknen,
eine bedenkliche Situation, die der Dichter natürlich auch nicht unterlässt
weiter auszumalen 4). Am Abend endlich rufen Hornsignale die noch im
Walde verstreuten Jäger zusammen und mahnen an die Heimkehr
Wenn die Damen die Nacht im Walde zubrachten, wurden sie
gewiss durch Mücken und Schnaken vielfach belästigt. Da man
Mückennetze G) kannte, wird man wohl gerade beim Aufenthalt
Walde von ihnen Gebrauch gemacht haben.
die
im
1) Meier. 11248: Si giengen mit ein ander den Zu der küngin kappel, diu
was G-eslagen üf daz grüene gras: Die het getragen ein soumer dar. Ex was von
rötein samit gar Diu eappel gemachet, An koste niht verswachet. Ze der kap-
pelen sie gierigen den; Nu was der küngin kappelän Ze einer messe schön bereit.
2) Meler. 2042: Der hirz der Höch allez vor Vil rehte gegen der fiwerstat,
Dä Artüs im bereiten bat Den imbiz, der werde man. Vor dem Walde üf dem
plän Was sin kuehen üf geslagen. Mit im was geriten jagen Die kungin mit
manger frouwen.
3) Nib. 7.. p. 143, 3: Dö hiez der künec künden den jäigern üz erkorn, Daz
er enbizen wolde: dö wart vil lüt ein horn Zeiner stunt gebläsen, dir mit in
wart erkant, Daz man den fürsten edele dir zen herbergen vant.
4) Guill. de Dole (Romv. 583, 21): Quant il furent leve vers tiers Pur le bois
vont joer graut piece, Toz deschaus, manches descousues Tant qu'il sunt esilles
Venus As fontenelles; 29: Sätssisent por lzwer lor mains; 34: Aincois qu'il cousissent
lor manches Levent lor oils et lor beaus vis. Les puceles ce nfest zwis Lor atornent
iil de iilieres Qu'e1es ont en lor aumosnieres. Or ne sei ge que rien ne üiille As
dzunes en lieu de touuille Empruntent lor blanches chemises. Pur eeste ochoison
si ont mises Lor mains a mainte blanche cuisse.
5) HvF. Trist. 2420: Wan diu naht treip sie dar abe; Ir hornzeichen hornten
sie, Daz sie zesamne brahte hie.
G) Larie folgt ihrem Gemahle Wigalois in einem Castell, (bis von einem ,Hel-
fantf getragen wird. Dasselbe ist rund mit alexandrinischem Pfeller gedeckt;
seidene Teppiche liegen auf dem Fussbodcn, ein roth und gelber Pfeiler bildet
die Seitenwände. Betten stehen ringsum, und in diesem Gestell haust Larie mit