Hirsch-
und Saujagd.
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Eine andre Jagd wird im Roman du Renart (publ. p. Meon III,
94) v. 22326-22563 beschrieben. Einem Ritter ist der Besuch von
Verwandten angemeldet worden. „Als sie genug gegessen hatten,
befahl er die Tafel aufzuheben und dass sie sich beeilten, in den Forst
zur Jagd zu gehen, um Wildpret für die erwarteten Gäste zu besorgen.
Er wollte nicht länger verweilen, sondern befahl unverzüglich sein
Pferd vorzuführen und die Hunde bereit zu halten. Der Jäger lässt
sofort die Windhunde koppeln; der Ritter steigt mit seiner Begleitung
zu Pferde. S0 reiten sie zum Thore hinaus und in den Forst hinein und
spüren bald einen kräftigen Vierender auf, der schnell flieht. Die Hunde
werden auf die Fährte gesetzt, die sie mit Eifer annehmen; die Reiter
folgen in voller Eile. Der Hirsch, dem die Jagd lästig ist, flieht vor
dem Angrife; er ist jung und leichtfüssig. Da hat ein Schütze, der
einen Pfeil aufgelegt hatte, auf den Hirsch geschossen und so gut
gezielt, dass er ihn in die Seite traf und der Pfeil in den Körper
drang. Der Hirsch, den dies verderbliche Geschoss ereilt hatte, fiel
platt zu Boden; die Windhunde, die ihn verfolgt, sammelten sich um
ihn; der Jäger und alle Anderen kamen herbei. So wurde der
Hirsch erlegt.
„Darauf nahmen sie wieder die Windhunde, liessen beim Hirsche
zwei Knappen, die ihn sehr gut zurichteten und nach dem Schlosse
schickten, und ritten eiligst fort. Der Ritter hatte einen Kolben in
der Hand; mit dem schlug er auf das Buschwerk, und die Jäger
stiessen in ihre Hörner, so laut und so hell, dass das ganze Gehölz
Widerhallte von dem hellen Tone der Hörner. Sofort sprang ein
Keiler aus dem Gebüsch, der den Lärm gehört hatte, und wendete
sich durch den Forst, so schnell er konnte, zur Flucht; hinter ihm her
jagte ein Windhund, der gross und kräftig war, und erreichte den Keiler,
der auf der Flucht sich verborgen hatte. Von den Anderen einen
Pfeilschuss entfernt, folgt ihm der Windhund und packt ihn beim
Ohre; er Will ihn zurückhalten. Aber der Keiler schlägt mit den
Hauern und trifft den Windhund so, dass er ihm eine Seite aufschlitzt;
dann läuft er auf ihn zu, packt ihn grimmig mit den Zähnen und
schleudert ihn an eine Eiche, dass er ihm den Schädel zerschmettert
und dass die Eingeweide heraustreten. Sofort springen die anderen
Hunde auf den Keiler zu, den sie fangen wollen; aber er will sie nicht
abwarten, sondern flieht, so schnell die Füsse ihn tragen können.
Dicht hinter ihm folgen die Windhunde, dann sprengen die Jäger in
voller Hast daher; im Forste eilen sie ihn ohne Verzug zu jagen. Das
Wildschwein sah, dass es nicht aushalten konnte, und wisset, das war