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War nun der Hirsch erlegt, so hatte der Jäger erst recht seine
Kunst zu zeigen. Es galt, das Thier kunstgerecht zu zerlegen, die
Curie zu machen, d. h. den Hunden" ihren Antheil zu geben, und
dann den Zug mit dem erbeuteten Wilde zu arrangiren. Ein gut
erzogener Mann musste das alles verstehen 1). Sehr anschaulich schil-
dert uns Gottfried von Strassburg (Trist. p. 71, 28 p. 83, 12), wie
es dabei zugehen musste. Der junge Tristan sieht mit Unwillen, wie
die Jäiger des Königs Marke den erlegten Hirsch auf die vier Beine
legen und sich anschicken, ihn wie ein Schwein zu viertheilen, und
erbietet sich, ihnen zu lehren, wie man einen Hirsch kunstgerecht
zerwirken (enbesten) müsse. Nachdem er den Hirsch mit ihrer Hülfe
auf den Rücken gelegt, trennt er die Haut oben am Maule auf und
schält zuerst den rechten Vorderlauf (buocbein), dann den linken ab,
darauf ebenso die Hinterläufe (hufbeine). Er streift die Haut an
beiden Seiten, auch von der Brust ab und breitet sie aus, doch lässt
er diese zunächst noch ganz. Die Brust wird jetzt vom Rücken abge-
trennt, so jedoch, dass auf jeder Seite drei Rippen am Rücken bleiben.
Beide Hinterläufe werden zusammen losgelöst, mit ihnen der andert-
halb Hände breite Ziemer (zimbre). Die Rippen werden beiderseits
abgeschnitten; den Magen (panze) und die Eingeweide auszunehmen,
steht dem jungen Weidmanne nicht an: er lässt das von zwei Knechten
besorgen. S0 ist der Hirsch zerlegt; die Stücke sind schön überein-
ander gelegt worden. Darauf schneidet sich Tristan einen Gabelzweig
(zwisele, furkeP) und befestigt mit dem Netz und grünen Baststreifen
daran die Leber, die Luinbelen (die Nieren?) und den Ziemer. Diese
Furke übergiebt er einstweilen einem Knechte zu halten. Sodann
macht Tristan die Curie, indem er das Geschlinge vom Herzen scheidet,
das Herz in vier Theile schneidet und mit Milz und Lunge auf die
ausgebreitete Haut wirft. Das Haupt mit dem Geweih löst er ab
und lässt es zu den bei Seite gelegten Fleischstücken tragen; was
nach Ablösung des Ziemers vom Rücken noch übrig ist, soll armen
il-
1) Parton. 411: Er gap den hunden dar ir teil Und machte si frech unde
geil, Als ein jegermeister höch. Percev. 18713: Messire Gauwairls seslaissa
Apries ciens, t-ant sfeslonga N0 se set e0n1ent retorner; Adonis se haste de
Taler, Son cerf amint, puis Pescorga, Le droiture as ciens en dona. Ains point ne
vot o soi porter Fors les costes et Tescilner. Huon de Bordeaux rühmt sich
vor dem Heiden Yvorins (p. 221): „Je sai moult bien esprivier muer, Si sami ca-
cier le cerf et le sangler; Quant jou Pzui pris, le prise sai corner, Et 1a, droiture
en sai as ciens donner, Si sai moult bien servir ä. -j. disner; Si sai des tables et
des eskies ases, Qu'i1 n'est nus 110m qui m'en loeust paser.
2) Rom. de R011 5724: Li cerf aveient escorchie Et fet zweient li forchie.