Volltext: Das höfische Leben zur Zeit der Minnesinger (Bd. 1)

Wenn der Winter endlich vorüber war, die Heide grünte und die 
Blumen blühten, die Vögel wieder sangen, da sehnten sich auch die 
Menschen aus ihren engen unbequemen Wohnungen, in denen sie so 
lange gegen die Unbilden des Wetters einen recht unzulänglichen 
Schutz gefunden, hinaus ins Freie. Die damalige Generation ist noch 
Weit entfernt, so hausgewöhnt wie die Jetztzeit zu sein, sie liebte 
noch viel, ja so viel als möglich in der freien Natur zu verweilen, 
sobald nur die Witterung dies irgend zuliess. Mit Jubel wird das erste 
Veilchen begrüsst, wird die wieder erwachende Natur von den Dichtern, 
die hierin gewiss nur die allgemeine Stimmung aiissprechen, in Lob- 
liedern gefeiert. Als Nithart das erste Veilchen auf der Heide Endet, 
deckt er seinen Hut darüber und eilt zu seiner Herrin, der Herzogin 
von Baiern, ihr den frohen Fund zu künden. Er führt sie selbst 
zur Stelle; als er aber den Hut aufhebt, sieht er zu seinem Schrecken, 
dass seine Feinde, die Bauern, ihm einen gemeinen Possen gespielt 
haben (Nith. XVI; HMS. lll, 202). Man veranstaltet Mahle im Garten 
und auf den Wiesen; junge Damen lassen unter einem schattigen 
Baum sich ein Bad bereiten, ja man zieht, mit allem Hausrath ver- 
sehen, in den Wald, lässt Zelte aufschlagen und verlebt da glück- 
liche Tage. Des Kucknks erster Ruf wird belauscht und man schliesst 
aus der Zahl seiner Rufe, wie lange Jahre des Lebens noch für den 
Hörer zu erwarten sindl). Die Männer erfreuen sich am WVeidwerk, 
1) Rom. du Renart (ed. Mäon) IV, p. 9, v. 212: A cest mot Benart 16 cucu 
Entent, si jeta un faus ris. „Jou te eonjur, faitril, de cris, Oucus, que me dies 
le voir, Quans ans j'ai ä. vivre, savoir Le veil, cucu", en preu cucu Et dens 
cucu     douze cucu, treizg cueu. Atant se taist que plus ne fu Li oisiaus il- 
lnee, ains sfenvolle.  Nach Pltiexme de Bourbon (Aneedotes historiques N. 52. 356) 
konnte man nur am ersten Mai dies Orakel larobiren.
	        
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