Volltext: Das höfische Leben zur Zeit der Minnesinger (Bd. 1)

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Bedienung 
Tische. 
bei 
Bissen (mursel, morceaux) zerschnitten werden. Dieses Amt fiel den 
Aufwärtern, gewöhnlich wohl den Edelknaben 1) zu; doch wird aus- 
drücklich häufig weibliche Bedienung erwähnti). Es sind dies dann 
die jungen Mädchen aus guter Familie, welche an den Hof ge- 
schickt Wnrden, un1 dort feine Sitte und Manieren sich anzueignen. 
Sie hatten hauptsächlich die Herren zu bedienen, Während zum 
Dienste der Damen hübsche Knaben beordert waren 3). Ihr Amt war, 
knieend dem Gaste vorzuschneiden und die Bissen zuzureiclien, auch 
ihm dem Becher zu präsentiren 4). Bei dem Niederknieen konnte 
leicht einem Knaben der Hosenträger reissen und dadurch eine grosse 
Verlegenheit entstehen; die dienenden Mägdlein waren natürlich gegen 
ein solches Malheur geschützt 5), da ihre Strumpfbänder nicht so schnell 
entzwei rissen und, selbst wenn der Strumpf herunterrutschte, bei 
ihren langen Kleidern ein solcher Zufall nicht laenierklich wurde. 
Ein ganz besondrer Vorzug war es für den Gast, wenn eine der Da- 
men vom Hause ihm die Bissen Verschnitt"); für die noch nicht er- 
Wachsenen Kinder hatten die Erzieher und Erzieherinnen dies zu 
laesorgen 7). 
Andre Knaben reichten den Wein herum und füllten die ge- 
leerten Becher. Gewöhnlich tranken mehrere Gäste aus einem Becher; 
bei einem Hoffeste mussten wenigstens die Ehrengäste jeder einen 
eignen haben. Sehr interessant ist hier die Insfcruction, Welche Renaus 
de Montauban seinem Küchenmeister giebt, als er die Gesandten 
1) Dunnars 810: Quant sunt assis, lors aporterenb Les mes qui 1a dierent sei'- 
vir. Dnrmars va un cotel saisir Si V21, devant le roi tranchier. 
2) Virginzil p. 216, 9: Däi dienten junevrouwen vil: Die langen und die kur- 
zen Ze dienste bugen si ir bein; cf. p. 967, 10. 
3) Meraugis p. 54: Coustuine estoit Ei si haut jOllY Que les dzunoiseles ser- 
voient Devant le roi; jim i estoient Les plus gentes de 1a meson, Li dzunoisel de 
grant renon Servoienb devant la, reine.  
4) Ren. de Montauban p. 254, 19: Ä genoillons se niet Teinperere Karlon Puis 
a pris  coutel, si desfaiit le paon; Puis a pris  niorsel, si iist beneieon "Pau- 
niiers, oevre la bouce et nos le te donron."  Percev. 9612: Ä genellons sunt 
devant lui; Si li siert li uns de tallier Et li autres del vin ballier. 
5) Parz. 423, 29: Swaz man dä kniender schenken such, Ir daheim diu hosen- 
nestel brach: Ez wären meide, als von der zit, Den man die besten jäi- noch git. 
6) Parz. 176, 18: Ir (Liäzen) blanken hende linde Muosen sniden, Sö der Wirt 
geböt, Den man dä hiez den ritter röt, Swaz der ezzen wolcle.  Mai u. Beaii. 
p. 229, 15: Diu vrouwe im vür sneit daz bröt.  Meleranz S688: Din küneginne 
wise Mit ir selber hzunt im sneit: Dez was im durch sin fuoge leit. 
7) Gr. Wolfdietr. 81: Er bot ir dicke den becher und sneit ir vor daz brot. 
Hoflicher zühte er ir v-il do erbot. 
	        
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