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Waschen der Hände.
Das Wasser den Tischgästen reichen zu lasseil, war Sache
des Kämmerers 1). Unter seiner Leitung besorgten dies die Edel-
knaben, welche eine Schüssel knieend 2) darboten und über die Hände
aus einem Giessfasse Wasser gossen 3). Eine Serviette hatten sie um
den Hals hängen, an welcher sich die Herrschaften die Hände ab-
trockneten 4). Bei kleineren Gesellschaften wurde wohl nur ein Becken
nebst Handtuch bereit gestellt 5).
Wenn Damen an dem Mahle theilnahmen, so wurde ihnen zuerst
das Waschwasser prasentirt G). Gewöhnlich war das Wasser kalt,
doch erlaubte man sich, zumal im Winter, gern den Luxus, sich des
warmen zu bedienen 7); in ganz besonders verfeinerten Kreisen nahm
man sogar Rosenwasser S). Wie Ulrich von Liechtenstein das Wasser
austrank, in dem seine Geliebte sich die Hände gewaschen hatte,
schildert er selbst in seinem Frauendienst (p. 7, 13). Da die langen
und weiten Aerniel leicht beim Waschen nass gemacht wurden, be-
eiferten sich Hofleute den Fürsten, Liebhaber den Damen beizustehen
und während des Waschens ihnen die Aermel zu halten
1) Nib. Z. p. 92, 1: Des Wirtes kameraere in packen goldes 1'613 Dez wazzer
für truogen; p. 92, 2: E daz der Vogt vom Rine wazzer dö genam. Lohenguz
1960: Der schenke brähte win, (121 mich der truhsaez ezzen, Der kamerzer gap
wazzer fur.
2) Herz. Ernst 3176: Der künic mit ir wazzer neun Üz guldin hecken swzere.
Vil höhe kameraere, Die höchsten von dem lande ln richem gewande, Die knieten
und buten dar Die twehel vil wiz gevar.
3) Martina p. 128, 27: Eich neppfe unde giezvaz Uzir golde gemachit was Ze
WELZZBT und ze wine. Parton. 984: Dä stuont von golde ein giezvaz, Daz von
im selben wazzer goz, Und ein beekin.
4) Percev. 10782: -I- graille ont fait ahmt soner Dont veissies ces damoisiauls
Si bien vestus de gens bliaus Blances touailes ä lor cols.
5) Rom. de 1a, Charette 992: Delez le dois, m1 chief d'une banc, 'I'r0verent
deus bacins toz plains D'eve chaude im laver lor mains. Et de l'autre part 0111-
trovee Une toaille bien ovree Bele et blzmnehe, es mains essuier. Jourdains de
Blaivies 1511): Au lavoir vait Jourdains ses mains i lave Oriabel li tendib 1a. tou-
waille.
ß) Percev. 24962: Daport on en bacins d'argent Si laverent les dmnoiselles
Et les daanes et les laucieles Et puis apries li chevalier.
7) Cf. oben Anm. 5: Rom. de 1a Char. 994. Percev. 40644: Lß 11341918 m11-
tost oster fest Et puis Teve caude demande. Durmars 9234: D'en.ve chamde
lor mains laverent.
8) Parton. 10846: Prisent Paigue en dores bacins, Aigüe 1'059 tot 51 fili-SQII,
Onques (l'autre n'i lava on.
9) Guill. de Dole (Romvart p. 587, 19): Li vallet saillent erroment Pour Peve
as bacins, si 1a donent. Sachiez que meint si abandonent Pour tenir au bon 130i
ses manches Et cez dames et cez mains blanches. Cf. 05811 S. 191. 225.